Obelisk am Lagerfriedhof in Schauboden

Religiöse KleindenkmälerTotengedenkmale und Kriegerdenkmäler

Gemeinde: Purgstall an der Erlauf

Zeitkategorie: 20. Jahrhundert, 1. Hälfte

Chronik:

Am 7. April 1915 errichtete man in der Katastralgemeinde Schauboden ein Kriegsgefangenenlager für 20.000 Mann Gesundbelag, 2.000 Kranke und 50 kriegsgefangene Offiziere. Für ein so großes Lager benötigte man auch einen eigenen Lagerfriedhof. Dieser Friedhof wurde am nördlichen Ende des Kriegsgefangenenlagers rechtsseitig der damaligen „Bezirksstraße“ (heute Bundesstraße 25) der Katastralgemeinde Schauboden errichtet.
Anfangs war der Friedhof, auch „Russenfriedhof“ genannt, für 600 Gräber vorgesehen. Bei den verstorbenen Kriegsgefangenen handelte es sich in der Mehrzahl um russische Soldaten. Es wurden aber auch italienische Kriegsgefangene hier bestattet.
In der Mitte des Friedhofes erhebt sich ein Obelisk aus dunkelgrauem Marmor als Andenken an die verstorbenen Kriegsgefangenen. Am 14. Oktober 1918, einen Tag vor der Auflassung des Lagers, fand die Enthüllung des Denkmales sowie die Einsegnung und Übergabe in die Obhut des Militärstationskommandos statt. Sämtliche Offiziere sowie die noch im Lager anwesenden Kriegsgefangenen nahmen an dieser Feier teil.
Auf dem Lagerfriedhof in Schauboden wurden auch 22 österreichisch-ungarische Militärangehörige bestattet. Weiters fand hier die evangelische Krankenschwester und Generalswitwe Ellen von Hoevel ihre letzte Ruhestätte. Sie verstarb am 18. Oktober 1918 vermutlich an der damals grassierenden Malariaepidemie.
Ellen von Hoevel war die letzte Person des Lagers, die auf dem Lagerfriedhof (Grabnummer 930) beerdigt wurde. Am Lagerfriedhof Schauboden wurden somit 930 Personen aus dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager begraben.
Mit Genehmigung des Amtes der NÖ Landesregierung und mit Zustimmung der sowjetischen Militärkommandantur in Amstetten wurde im Jahr 1954 die Exhumierung von 16 in verschiedenen Orts- und Pfarrfriedhöfen des Bezirkes Scheibbs beerdigten sowjetischen Kriegstoten des 2. Weltkrieges und deren
Überführung auf den Lagerfriedhof in Schauboden durchgeführt.
Die Exhumierten fanden auf der rechten Seite des Friedhofes ihre letzte Ruhestätte. Die Einzelgräber wurden in zwei Reihen zu je acht angelegt. Ein eigener Gedenkstein erinnert an diese Verstorbenen.
1965 wurde der ehemalige russische Kriegsgefangene Ilio Zanzinka, besser bekannt als „Ilko“, auf diesem Friedhof begraben. Er äußerte schon zu Lebzeiten den Wunsch, bei seinen Landsleuten bestattet zu werden. Insgesamt fanden somit 947 Verstorbene am Lagerfriedhof Schauboden ihre letzte Ruhestätte.
2014 wurde der Friedhof und der Obelisk vom ÖKB, FF Purgstall und der Marktgemeinde Purgstall saniert.

Beschreibung:

Details

Gemeindename Purgstall an der Erlauf
Gemeindekennzahl 32008
Ortsübliche Bezeichnung Obelisk am Lagerfriedhof in Schauboden
Objektkategorie 1590 ( Religiöse Kleindenkmäler | Totengedenkmale und Kriegerdenkmäler | )

Katastralgemeinde Schauboden -- GEM Purgstall an der Erlauf
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil 3251 Purgstall an der Erlauf
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Weg des Friedens
Längengrad 15.139259
Breitengrad 48.089235

denkmalgeschützt nicht geschuetzt

Höhe (m)
gemessen od. geschätzt --
Breite (m)
gemessen od. geschätzt --
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung sehr gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik)
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie 20. Jahrhundert, 1. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Am 7. April 1915 errichtete man in der Katastralgemeinde Schauboden ein Kriegsgefangenenlager für 20.000 Mann Gesundbelag, 2.000 Kranke und 50 kriegsgefangene Offiziere. Für ein so großes Lager benötigte man auch einen eigenen Lagerfriedhof. Dieser Friedhof wurde am nördlichen Ende des Kriegsgefangenenlagers rechtsseitig der damaligen „Bezirksstraße“ (heute Bundesstraße 25) der Katastralgemeinde Schauboden errichtet.
Anfangs war der Friedhof, auch „Russenfriedhof“ genannt, für 600 Gräber vorgesehen. Bei den verstorbenen Kriegsgefangenen handelte es sich in der Mehrzahl um russische Soldaten. Es wurden aber auch italienische Kriegsgefangene hier bestattet.
In der Mitte des Friedhofes erhebt sich ein Obelisk aus dunkelgrauem Marmor als Andenken an die verstorbenen Kriegsgefangenen. Am 14. Oktober 1918, einen Tag vor der Auflassung des Lagers, fand die Enthüllung des Denkmales sowie die Einsegnung und Übergabe in die Obhut des Militärstationskommandos statt. Sämtliche Offiziere sowie die noch im Lager anwesenden Kriegsgefangenen nahmen an dieser Feier teil.
Auf dem Lagerfriedhof in Schauboden wurden auch 22 österreichisch-ungarische Militärangehörige bestattet. Weiters fand hier die evangelische Krankenschwester und Generalswitwe Ellen von Hoevel ihre letzte Ruhestätte. Sie verstarb am 18. Oktober 1918 vermutlich an der damals grassierenden Malariaepidemie.
Ellen von Hoevel war die letzte Person des Lagers, die auf dem Lagerfriedhof (Grabnummer 930) beerdigt wurde. Am Lagerfriedhof Schauboden wurden somit 930 Personen aus dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager begraben.
Mit Genehmigung des Amtes der NÖ Landesregierung und mit Zustimmung der sowjetischen Militärkommandantur in Amstetten wurde im Jahr 1954 die Exhumierung von 16 in verschiedenen Orts- und Pfarrfriedhöfen des Bezirkes Scheibbs beerdigten sowjetischen Kriegstoten des 2. Weltkrieges und deren
Überführung auf den Lagerfriedhof in Schauboden durchgeführt.
Die Exhumierten fanden auf der rechten Seite des Friedhofes ihre letzte Ruhestätte. Die Einzelgräber wurden in zwei Reihen zu je acht angelegt. Ein eigener Gedenkstein erinnert an diese Verstorbenen.
1965 wurde der ehemalige russische Kriegsgefangene Ilio Zanzinka, besser bekannt als „Ilko“, auf diesem Friedhof begraben. Er äußerte schon zu Lebzeiten den Wunsch, bei seinen Landsleuten bestattet zu werden. Insgesamt fanden somit 947 Verstorbene am Lagerfriedhof Schauboden ihre letzte Ruhestätte.
2014 wurde der Friedhof und der Obelisk vom ÖKB, FF Purgstall und der Marktgemeinde Purgstall saniert.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Jährlich wird hier am Sonntag nach Allerseelen ein Totengedenken abgehalten. Der Diakon, die Ortsgruppe des Österreichischen Kameradschaftsbundes, sowie des Kriegsopfer- und Behindertenverbandes, die Feuerwehren des Unterabschnittes Purgstall, die Gemeindevertretung, der Musikverein und viele Purgstaller nehmen an dieser Feier teil.
Die Gräber der Kriegstoten unterliegen nicht der turnusmäßigen Auflassung wie es auf Zivilfriedhöfen üblich ist. Ihnen ist ein „Dauerndes Ruherecht“ gesichert.
Der Lagerfriedhof in Schauboden wird von der Marktgemeinde Purgstall betreut und instandgehalten.

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Isidor_Sigmhbg

1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Wiesenhofer, Franz u. Wiesenhofer, Hildegard: Purgstall - Religiöse Kleindenkmäler. Purgstall 2005.

Michaela Wiesenhofer
Datum der Erfassung 2016-04-18
Datum der letzten Bearbeitung 2019-01-29

Standort

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