Türken- oder Schutzengelkreuz

Religiöse KleindenkmälerBildstöckePfeiler- und Säulenbildstöcke

Gemeinde: Purgstall an der Erlauf

Zeitkategorie: --

Chronik:

Von der Bundesstraße 25 zweigt in Zehnbach vor der Erlaufbrücke rechts eine Straße Richtung Saffen ab. Nach der Unterführung der Brücke befindet sich auf der linken Seite kurz vor der Gemeindegrenze das „Türken- oder Schutzengelkreuz“.

Benefiziat Coelestin Schachinger schreibt 1913 zu dieser Steinsäule in seinem Buch „Geschichte des Marktes Purgstall a. d. Erlauf“: „An altersgraue Vorzeit erinnert auch die steinerne Säule neben der Straße ober Merkenstetten. Sie bezeichnet genau die Wegmitte zwischen Purgstall und Scheibbs. Pfarrer Mich. Weber ließ sie in der jetzigen Gestalt erstehen, doch bestand dort schon früher ein ähnliches Marterl, denn der genannte Pfarrer schreibt im Memorabilienbuch der Pfarre: „1649 hat Pfarrer eine Eingedenksäule ex voto wegen zwoer großen ausgestandenen Gefahren mittern zwischen Purgstall und Scheibbs aufrichten lassen, doch mit vorher erbetenem Consens des Gottshaus Gaming, auf dessen Grund und ferner vom Wasser, als das alte gestanden; Ist vollendet worden auf dem hl. Charfreitag.“
Die Säule wird im Volksmunde das „Schutzengelkreuz“ genannt, weil das aus Blech gestanzte Bild eines Engels deren Giebel ziert. Bedeutungsvoller aber scheint mir ein anderer Name, der gleichfalls gebräuchlich ist: Das Türkenkreuz. Dieser lässt darauf schließen, dass sich im Volke eine Tradition an einen Türkeneinfall erhalten hat, mit dem diese Gedenksäule in Verbindung steht. Da sie laut Inschrift schon vor 1683 gesetzt wurde, so könnte dies nur auf die Invasion von 1529 Bezug haben. Die alte Säule stand nahe am Ufer der Erlauf, ein Hochwasser mag sie weggeschwemmt haben. Als Weber sie durch eine neue ersetzen ließ, wurde der alte Name „Türkenkreuz“ auch auf diese übertragen(...).

Alois Maria Wolfram aus Scheibbs hat sich mit der Türkensäule eingehend befasst. In seinen Ausführungen schreibt er, dass ihm wiederholt erzählt wurde: „Als 1683 die Türken sich Purgstall näherten, sind 218 Personen aus dem Markte geflohen, um sich in den Bergen südlich von Scheibbs in Sicherheit zu bringen. Sie sind jedoch von einer feindlichen Streifschar überrascht und alle niedergemacht worden. Zur Erinnerung an sie ist an der Stelle ihres Todes das Türkenkreuz gesetzt worden. Das ist aber nur eine Sage, denn die Säule ist damals schon längst gestanden und niemand weiß, wo diese 218 Personen tatsächlich von den Türken ermordet wurden – nur dass sie umgekommen sind, steht urkundlich fest.
Wolfram schrieb weiters: „Die Säule gehörte zum Hofe Kroissenberg Nr. 1. Sie stand ursprünglich auf dem sog. Burgrechtsacker, auf welchem 1864 drei römische Statuetten ausgeackert wurden, deren zwei sich heute in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien befinden, während die dritte verschollen ist. Vielleicht befand sich auf diesem Burgrechtsacker ein römerzeitliches Gräberfeld und das erste Kreuz mag vielleicht deshalb gesetzt worden sein, weil man dort menschliche Gebeine gefunden hat.

Im Jahr 1945 wurde der Schutzengel durch Steinwürfe von „Schulbuben“ herabgeschossen. Als dann 1958/59 dort die Bundesstraße verbreitert wurde, hat man die Säule abgebrochen und ihre Trümmer lieblos in eine Ackerfurche gelegt und liegen gelassen, bis Herr Hofrat Herrmann, Bezirkshauptmann von Scheibbs, energisch ihre Wiedererrichtung betrieben hat. Es wurden damals die heutigen Bilder neu gemalt und selbst der Engel an der Spitze wurde nach einem alten Photo neu angefertigt.“
Die Restaurierung der Säule wurde vom akademischen Bildhauer Heribert Rath aus Wien durchgeführt. Am 13. November 1961 konnte die Säule auf ihren neuen Standort versetzt werden. Die drei Bilder waren in einem derart schlechten Zustand, sodass sie der akademische Maler Prof. Emmerich Sandig neu malen musste.
Am 17. November 1963 hat Pfarrer Othmar Burker gemeinsam mit Benefiziat Franz Eder die Segnung des wieder hergestellten „Türkenkreuzes“ in Zehnbach vorgenommen.
In den Siebzigerjahren musste die „Türkensäule“ einer neuerlichen Straßen-veränderung weichen.
Am 17. Mai 1977 erfolgte die Aufstellung des Türkenkreuzes an ihrem heutigen Standort.
Im Zuge des „Marterlprojektes“ wurde von Projektleiter Franz Wiesenhofer festgestellt, dass sich die Bilder sowie die Steinsäule in einem sehr schlechten
Zustand befinden. Nach einer Besprechung mit einem Vertreter des Bundes-denkmalamtes sowie des Amtes der NÖ Landesregierung wurden die drei Votivbilder der Marktgemeinde Purgstall zwecks weiterer Restaurierung übergeben. Die Bilder hat der Purgstaller Künstler Josef Zagler im Jahr 2005 auf Grund ihres schlechten Zustandes neu gemalt.

Beschreibung:

Details

Gemeindename Purgstall an der Erlauf
Gemeindekennzahl 32008
Ortsübliche Bezeichnung Türken- oder Schutzengelkreuz
Objektkategorie 1531 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Pfeiler- und Säulenbildstöcke)

Katastralgemeinde Zehnbach -- GEM Purgstall an der Erlauf
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil 3251 Scheibbs
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Saffen 54
Längengrad 15.150635
Breitengrad 48.02861

denkmalgeschützt geschuetzt

Höhe (m) 4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.565
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m) 0.565
gemessen od. geschätzt gemessen

Zustandsklassifizierung sanierungsbedürftig
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik)
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Von der Bundesstraße 25 zweigt in Zehnbach vor der Erlaufbrücke rechts eine Straße Richtung Saffen ab. Nach der Unterführung der Brücke befindet sich auf der linken Seite kurz vor der Gemeindegrenze das „Türken- oder Schutzengelkreuz“.

Benefiziat Coelestin Schachinger schreibt 1913 zu dieser Steinsäule in seinem Buch „Geschichte des Marktes Purgstall a. d. Erlauf“: „An altersgraue Vorzeit erinnert auch die steinerne Säule neben der Straße ober Merkenstetten. Sie bezeichnet genau die Wegmitte zwischen Purgstall und Scheibbs. Pfarrer Mich. Weber ließ sie in der jetzigen Gestalt erstehen, doch bestand dort schon früher ein ähnliches Marterl, denn der genannte Pfarrer schreibt im Memorabilienbuch der Pfarre: „1649 hat Pfarrer eine Eingedenksäule ex voto wegen zwoer großen ausgestandenen Gefahren mittern zwischen Purgstall und Scheibbs aufrichten lassen, doch mit vorher erbetenem Consens des Gottshaus Gaming, auf dessen Grund und ferner vom Wasser, als das alte gestanden; Ist vollendet worden auf dem hl. Charfreitag.“
Die Säule wird im Volksmunde das „Schutzengelkreuz“ genannt, weil das aus Blech gestanzte Bild eines Engels deren Giebel ziert. Bedeutungsvoller aber scheint mir ein anderer Name, der gleichfalls gebräuchlich ist: Das Türkenkreuz. Dieser lässt darauf schließen, dass sich im Volke eine Tradition an einen Türkeneinfall erhalten hat, mit dem diese Gedenksäule in Verbindung steht. Da sie laut Inschrift schon vor 1683 gesetzt wurde, so könnte dies nur auf die Invasion von 1529 Bezug haben. Die alte Säule stand nahe am Ufer der Erlauf, ein Hochwasser mag sie weggeschwemmt haben. Als Weber sie durch eine neue ersetzen ließ, wurde der alte Name „Türkenkreuz“ auch auf diese übertragen(...).

Alois Maria Wolfram aus Scheibbs hat sich mit der Türkensäule eingehend befasst. In seinen Ausführungen schreibt er, dass ihm wiederholt erzählt wurde: „Als 1683 die Türken sich Purgstall näherten, sind 218 Personen aus dem Markte geflohen, um sich in den Bergen südlich von Scheibbs in Sicherheit zu bringen. Sie sind jedoch von einer feindlichen Streifschar überrascht und alle niedergemacht worden. Zur Erinnerung an sie ist an der Stelle ihres Todes das Türkenkreuz gesetzt worden. Das ist aber nur eine Sage, denn die Säule ist damals schon längst gestanden und niemand weiß, wo diese 218 Personen tatsächlich von den Türken ermordet wurden – nur dass sie umgekommen sind, steht urkundlich fest.
Wolfram schrieb weiters: „Die Säule gehörte zum Hofe Kroissenberg Nr. 1. Sie stand ursprünglich auf dem sog. Burgrechtsacker, auf welchem 1864 drei römische Statuetten ausgeackert wurden, deren zwei sich heute in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien befinden, während die dritte verschollen ist. Vielleicht befand sich auf diesem Burgrechtsacker ein römerzeitliches Gräberfeld und das erste Kreuz mag vielleicht deshalb gesetzt worden sein, weil man dort menschliche Gebeine gefunden hat.

Im Jahr 1945 wurde der Schutzengel durch Steinwürfe von „Schulbuben“ herabgeschossen. Als dann 1958/59 dort die Bundesstraße verbreitert wurde, hat man die Säule abgebrochen und ihre Trümmer lieblos in eine Ackerfurche gelegt und liegen gelassen, bis Herr Hofrat Herrmann, Bezirkshauptmann von Scheibbs, energisch ihre Wiedererrichtung betrieben hat. Es wurden damals die heutigen Bilder neu gemalt und selbst der Engel an der Spitze wurde nach einem alten Photo neu angefertigt.“
Die Restaurierung der Säule wurde vom akademischen Bildhauer Heribert Rath aus Wien durchgeführt. Am 13. November 1961 konnte die Säule auf ihren neuen Standort versetzt werden. Die drei Bilder waren in einem derart schlechten Zustand, sodass sie der akademische Maler Prof. Emmerich Sandig neu malen musste.
Am 17. November 1963 hat Pfarrer Othmar Burker gemeinsam mit Benefiziat Franz Eder die Segnung des wieder hergestellten „Türkenkreuzes“ in Zehnbach vorgenommen.
In den Siebzigerjahren musste die „Türkensäule“ einer neuerlichen Straßen-veränderung weichen.
Am 17. Mai 1977 erfolgte die Aufstellung des Türkenkreuzes an ihrem heutigen Standort.
Im Zuge des „Marterlprojektes“ wurde von Projektleiter Franz Wiesenhofer festgestellt, dass sich die Bilder sowie die Steinsäule in einem sehr schlechten
Zustand befinden. Nach einer Besprechung mit einem Vertreter des Bundes-denkmalamtes sowie des Amtes der NÖ Landesregierung wurden die drei Votivbilder der Marktgemeinde Purgstall zwecks weiterer Restaurierung übergeben. Die Bilder hat der Purgstaller Künstler Josef Zagler im Jahr 2005 auf Grund ihres schlechten Zustandes neu gemalt.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Weitere Informationen:

Im Buch „Purgstall – Religiöse Kleindenkmäler“
Im Film „Purgstall – Religiöse Kleindenkmäler – Feste und Feiern“
Bestellung unter: www.erlauftalerbildungskreis.at

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Isidor_Sigmhbg

1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Wiesenhofer, Franz u. Wiesenhofer, Hildegard: Purgstall - Religiöse Kleindenkmäler. Purgstall 2005.

Michaela Wiesenhofer
Datum der Erfassung 2016-04-20
Datum der letzten Bearbeitung 2016-05-25

Standort

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