Kalvarienberg (Figuren und Figurengruppen)

Religiöse KleindenkmälerKalvarienberge, Kreuzweg- und RosenkranzanlagenKalvarienberge

Gemeinde: Lilienfeld

Zeitkategorie: 17. Jahrhundert, 2. Hälfte

Chronik:

siehe Kalvarienberg (Übersicht)

Beschreibung:

Auf dem Felsen finden wir neben der Kreuzigungsgruppe und der Grab-Christi-Kapelle noch 15 Einzelfiguren bzw. Figurengruppen, die in einem engen Zusammenhang zur Leidensgeschichte Christi stehen. Die Sandsteinskulpturen (Zogelsdorfer Sandstein) sind lebensgroß dargestellt und ihre Sockel enthalten jeweils eine Bibelzitat auf rotem Marmor.
•Auf der Brüstung der Mittelstiege unten zwei Figuren zur Ölbergszene: Rechts finden wir Jesus innig betend am Ölberg (Abb.1, 1a). Links ein Engel mit Kelch und (gebrochenem) Kreuz (Abb.2). Während das Kreuz auf das nahe Ende hinweist, sollte der Kelch Stärkung bringen und verweist gleichzeitig auf das Ausmaß des kommenden Leides.
•Gegeißelter und dornengekrönter Christus: Auf den oberen Postamenten der Mittelstiege finden wir zwei Figuren, die dem zweiten und dritten Geheimnis des schmerzhaften Rosenkranzes entsprechen: "Jesus ... der für uns gegeißelt worden ist / mit Dornen gekrönt worden ist ..." (Abb.3 und Abb.4).
•Der reuige Petrus steht auf der Brüstung links zur Grab-Christi-Kapelle (Abb.5). In seiner unmittelbaren Nähe am Felsen sind die Gefangennahme Christi (Abb.6, 6a) durch einen römischen Soldaten und der Hahn (Abb.7) dargestellt. In menschlicher Schwäche leugnete Petrus nach der Gefangennahme Christi seine Jüngerschaft (Mt 26, 69–75)... "ehe der Hahn kräht wirst du mich dreimal verleugnen." Nach dem Tod Christi kommt er zur reuigen Einsicht. Wir finden bei Petrus keine Attribute und der bartlose Kopf wirkt eigenartig modern, die Inschrift am Sockel lässt aber keine Zweifel darüber aufkommen, dass mit der Darstellung Petrus gemeint ist: "Betruß Gedacht An / Deß Herrn Worth / Gieng Hinauß / weinet Bitterlich / Luc 22 V. 62"
•Gespiegelt zu Petrus steht Veronika mit dem Schweißtuch (Abb.9). In unmittelbarer Nähe die Darstellung: "Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen (Abb.8). Die Figur der Veronika ist nach mittelalterlichen Legenden entstanden. Sie sollte sich unter jenen Frauen befunden haben, die wie Maria, Christus auf dem Weg zur Kreuzigung nachfolgten (Lk 23, 27–31). Damit Christus den blutigen Schweiß auf seinem Gesicht trocknen kann, reicht sie ihm ein Tuch. Als sie das Tuch zurückerhält, ist darauf der Abdruck vom Antlitz Jesus. Aus dem lateinischen "vera icon" (das wahre Bild) leitet sich der Name Veronika ab.Im späten Mittelalter wurde das Schweißtuch der Veronika zum selbständigen Andachtsbild.
•Johannes der Täufer: Am Beginn der linken Treppe steht die Figur von Johannes dem Täufer (Abb.10, 10a). Er erkannte Jesus als den Messias und gab ihm die Bezeichnung "Lamm Gottes" (Joh 1, 19–34). Seine Attribute sind das Lamm, das hier zu seinen Füßen ruht, das Fellgewand und häufig ein Kreuzstab. Letzterer ist hier nicht mehr vollständig erhalten. Deutlich ist aber die Bohrung für den nun fehlenden Querbalken zu sehen.
•Engel mit den Wunden Christi (Abb.11): Am Fuße des rechten Stiegenaufganges, gespiegelt zu Johannes dem Täufer, steht ein Engel mit Kartusche. Darauf sind die fünf Wunden Christi zu sehen: Herz, zwei Hände und zwei Füße.
•Moses und die eherne Schlange: Fast unzugänglich steht auf einem Felsvorsprung Moses mit den Gesetzestafeln (Abb.12). In unmittelbarer Nähe die eherne Schlange (Abb.13). Im NT wird berichtet: Wer den gekreuzigten Christus schaut, wird nicht sterben, sondern ewiges Leben erlangen (Joh 19, 37). Analog dazu finden wir im AT einen Bericht, indem das Aufschauen zur von Moses erhöhten Schlange den Israeliten Rettung brachte (Num 21, 4–10). Die Darstellung des Moses mit zwei Hörnern auf der Stirn (Abb. 12a) und nicht mit leuchtendem Antlitz, beruht auf einem Übersetzungsfehler des Urtextes der Bibel durch die Vulgata und hat sich in der darstellenden Kunst etabliert.
•Hl. Helena mit dem Kreuz (Abb.14): Symmetrisch zu Moses finden wir ebenfalls in exponierter Lage eine Darstellung der hl. Helena mit Kreuz. Ihr schreibt die Legende die Auffindung des Kreuzes Christi schon ab dem 4. Jahrhundert zu.

Details

Gemeindename Lilienfeld
Gemeindekennzahl 31407
Ortsübliche Bezeichnung Kalvarienberg (Figuren und Figurengruppen)
Objektkategorie 1551 ( Religiöse Kleindenkmäler | Kalvarienberge, Kreuzweg- und Rosenkranzanlagen | Kalvarienberge)

Katastralgemeinde Stangenthal -- GEM Lilienfeld
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 86/1 und 86/2
Ortschafts- bzw. Ortsteil 3180 Lilienfeld
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Mariazellerstraße 9
Längengrad 15.579288
Breitengrad 48.009732

denkmalgeschützt geschuetzt

Höhe (m) 1.7
gemessen od. geschätzt geschätzt
Breite (m)
gemessen od. geschätzt --
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung sanierungsbedürftig
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Auf dem Felsen finden wir neben der Kreuzigungsgruppe und der Grab-Christi-Kapelle noch 15 Einzelfiguren bzw. Figurengruppen, die in einem engen Zusammenhang zur Leidensgeschichte Christi stehen. Die Sandsteinskulpturen (Zogelsdorfer Sandstein) sind lebensgroß dargestellt und ihre Sockel enthalten jeweils eine Bibelzitat auf rotem Marmor.
•Auf der Brüstung der Mittelstiege unten zwei Figuren zur Ölbergszene: Rechts finden wir Jesus innig betend am Ölberg (Abb.1, 1a). Links ein Engel mit Kelch und (gebrochenem) Kreuz (Abb.2). Während das Kreuz auf das nahe Ende hinweist, sollte der Kelch Stärkung bringen und verweist gleichzeitig auf das Ausmaß des kommenden Leides.
•Gegeißelter und dornengekrönter Christus: Auf den oberen Postamenten der Mittelstiege finden wir zwei Figuren, die dem zweiten und dritten Geheimnis des schmerzhaften Rosenkranzes entsprechen: "Jesus ... der für uns gegeißelt worden ist / mit Dornen gekrönt worden ist ..." (Abb.3 und Abb.4).
•Der reuige Petrus steht auf der Brüstung links zur Grab-Christi-Kapelle (Abb.5). In seiner unmittelbaren Nähe am Felsen sind die Gefangennahme Christi (Abb.6, 6a) durch einen römischen Soldaten und der Hahn (Abb.7) dargestellt. In menschlicher Schwäche leugnete Petrus nach der Gefangennahme Christi seine Jüngerschaft (Mt 26, 69–75)... "ehe der Hahn kräht wirst du mich dreimal verleugnen." Nach dem Tod Christi kommt er zur reuigen Einsicht. Wir finden bei Petrus keine Attribute und der bartlose Kopf wirkt eigenartig modern, die Inschrift am Sockel lässt aber keine Zweifel darüber aufkommen, dass mit der Darstellung Petrus gemeint ist: "Betruß Gedacht An / Deß Herrn Worth / Gieng Hinauß / weinet Bitterlich / Luc 22 V. 62"
•Gespiegelt zu Petrus steht Veronika mit dem Schweißtuch (Abb.9). In unmittelbarer Nähe die Darstellung: "Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen (Abb.8). Die Figur der Veronika ist nach mittelalterlichen Legenden entstanden. Sie sollte sich unter jenen Frauen befunden haben, die wie Maria, Christus auf dem Weg zur Kreuzigung nachfolgten (Lk 23, 27–31). Damit Christus den blutigen Schweiß auf seinem Gesicht trocknen kann, reicht sie ihm ein Tuch. Als sie das Tuch zurückerhält, ist darauf der Abdruck vom Antlitz Jesus. Aus dem lateinischen "vera icon" (das wahre Bild) leitet sich der Name Veronika ab.Im späten Mittelalter wurde das Schweißtuch der Veronika zum selbständigen Andachtsbild.
•Johannes der Täufer: Am Beginn der linken Treppe steht die Figur von Johannes dem Täufer (Abb.10, 10a). Er erkannte Jesus als den Messias und gab ihm die Bezeichnung "Lamm Gottes" (Joh 1, 19–34). Seine Attribute sind das Lamm, das hier zu seinen Füßen ruht, das Fellgewand und häufig ein Kreuzstab. Letzterer ist hier nicht mehr vollständig erhalten. Deutlich ist aber die Bohrung für den nun fehlenden Querbalken zu sehen.
•Engel mit den Wunden Christi (Abb.11): Am Fuße des rechten Stiegenaufganges, gespiegelt zu Johannes dem Täufer, steht ein Engel mit Kartusche. Darauf sind die fünf Wunden Christi zu sehen: Herz, zwei Hände und zwei Füße.
•Moses und die eherne Schlange: Fast unzugänglich steht auf einem Felsvorsprung Moses mit den Gesetzestafeln (Abb.12). In unmittelbarer Nähe die eherne Schlange (Abb.13). Im NT wird berichtet: Wer den gekreuzigten Christus schaut, wird nicht sterben, sondern ewiges Leben erlangen (Joh 19, 37). Analog dazu finden wir im AT einen Bericht, indem das Aufschauen zur von Moses erhöhten Schlange den Israeliten Rettung brachte (Num 21, 4–10). Die Darstellung des Moses mit zwei Hörnern auf der Stirn (Abb. 12a) und nicht mit leuchtendem Antlitz, beruht auf einem Übersetzungsfehler des Urtextes der Bibel durch die Vulgata und hat sich in der darstellenden Kunst etabliert.
•Hl. Helena mit dem Kreuz (Abb.14): Symmetrisch zu Moses finden wir ebenfalls in exponierter Lage eine Darstellung der hl. Helena mit Kreuz. Ihr schreibt die Legende die Auffindung des Kreuzes Christi schon ab dem 4. Jahrhundert zu.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie 17. Jahrhundert, 2. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) siehe Kalvarienberg (Übersicht)
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

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1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Waldmark, Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Lilienfeld Nr. 1, Jahrgang 1993, S. 1–3.
Hannelore Sachs, Ernst Badstübner, Helga Neumann, Wörterbuch der christlichen Ikonographie (Regensburg 2005).

Harald Schmid
Datum der Erfassung 2016-08-06
Datum der letzten Bearbeitung 2017-04-14

Standort

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