Pestkreuz bzw. Zachariaskreuz

Religiöse KleindenkmälerHochsäulen, Pestsäulen- und -kreuzePestkreuze

Gemeinde: Nußdorf ob der Traisen

Zeitkategorie: 18. Jahrhundert, 1. Hälfte

Chronik:

Das Zacharias- oder Pestkreuz erinnert an die Pestseuche von 1713 und wurde von Jakob Anton von Dietrichstein um 1733 (Wappen mit Rebmessern am Sockel) errichtet.

Beschreibung:

Das Pestdenkmal im Unterort von Nußdorf o. d.Traisen an der Gabelung der Straßen nach Traismauer und Reichersdorf, das an die Seuche von 1713 erinnert und von Jakob Anton von Dietrichstein 1733 (Wappen mit Rebmessern am Sockel) errichtet wurde, enthält ein Doppelbalkenkreuz der Art der Caravaca oder Spanischen Kreuze
"An einer freistehenden Mauerwand, die oben beinahe im Halbkreis abschließt sieht man ein schlankes Doppelkreuz mit stark überhöhtem senkrechten Balken aufgestellt und an der Mauer befestigt. Das Kreuz hat eine kräftige sockelartige Unterlage mit dem Wappen der Familie Dietrichstein. Rechts und links vom Kreuzfuße stehen auf je einem mit Blattschmuck geziertem Sockel die Figuren der beiden Pestpatrone Sebastian und Rochus. Die drei Sockelsteine stehen auf einer Steinunterlage, das ganze samt der Rückmauer auf einer zweistufigen Erhöhung".
Auf den Balken sind neben sieben Kreuzzeichen 18 Anfangsbuchstaben zu finden, die jeweils jenen des ersten Wortes der 18 Gesätzchen des relativ langen Zachariassegens entsprechen. Diese angeblich vom Hl. Patriarchen Zacharias von Jerusalem (7. Jahrhundert n. Chr.) oder vom Papst Zacharias (714-752) verfasste Abwehr- und Beschwörungsformel vor allem gegen die Pest war im 17. und 18. Jahrhundert weit verbreitet.

Details

Gemeindename Nußdorf ob der Traisen
Gemeindekennzahl 31928
Ortsübliche Bezeichnung Pestkreuz bzw. Zachariaskreuz
Objektkategorie 1573 ( Religiöse Kleindenkmäler | Hochsäulen, Pestsäulen- und -kreuze | Pestkreuze)

Katastralgemeinde Nußdorf an der Traisen -- GEM Nußdorf ob der Traisen
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 795/11
Ortschafts- bzw. Ortsteil 3134 Marktgemeinde Nußdorf an der Traisen
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Unterer Markt 11
Längengrad 15.696923
Breitengrad 48.35375

denkmalgeschützt geschuetzt

Höhe (m) 4.5
gemessen od. geschätzt geschätzt
Breite (m) 2
gemessen od. geschätzt geschätzt
Tiefe (m) 0.7
gemessen od. geschätzt geschätzt

Zustandsklassifizierung sehr gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen
Wurde von einer Professionistin im Auftrag der Marktgemeinde Nußdorf ob der Traisen im Sommer/Herbst 2016 renoviert.
in den 90er Jahren fand auch eine Renovierung statt.
eine ältere Restaurierung erfolgte 1903 durch den Bildhauer Dominik Fill, finanziert von derMarktgemeinde;

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Das Pestdenkmal im Unterort von Nußdorf o. d.Traisen an der Gabelung der Straßen nach Traismauer und Reichersdorf, das an die Seuche von 1713 erinnert und von Jakob Anton von Dietrichstein 1733 (Wappen mit Rebmessern am Sockel) errichtet wurde, enthält ein Doppelbalkenkreuz der Art der Caravaca oder Spanischen Kreuze
"An einer freistehenden Mauerwand, die oben beinahe im Halbkreis abschließt sieht man ein schlankes Doppelkreuz mit stark überhöhtem senkrechten Balken aufgestellt und an der Mauer befestigt. Das Kreuz hat eine kräftige sockelartige Unterlage mit dem Wappen der Familie Dietrichstein. Rechts und links vom Kreuzfuße stehen auf je einem mit Blattschmuck geziertem Sockel die Figuren der beiden Pestpatrone Sebastian und Rochus. Die drei Sockelsteine stehen auf einer Steinunterlage, das ganze samt der Rückmauer auf einer zweistufigen Erhöhung".
Auf den Balken sind neben sieben Kreuzzeichen 18 Anfangsbuchstaben zu finden, die jeweils jenen des ersten Wortes der 18 Gesätzchen des relativ langen Zachariassegens entsprechen. Diese angeblich vom Hl. Patriarchen Zacharias von Jerusalem (7. Jahrhundert n. Chr.) oder vom Papst Zacharias (714-752) verfasste Abwehr- und Beschwörungsformel vor allem gegen die Pest war im 17. und 18. Jahrhundert weit verbreitet.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details Die Deutung dieser geheimnisvollen Zeichen und ihre Reihenfolge, in der sie zu lesen sind, ist so: Im oberen Teil des senkrechten Kreuzbalkens liest man die Zeichen: t Z t- Dieselben bedeuten den Anfang folgender lateinischer Sätze: t Crux Christi salva me.
Z Zelus domus tuae liberet me. t Crux vincit, crux regnat, crux impe- rat, per signum crucis libera me Domine ab hac peste.
(Deutsche Übersetzung: Kreuz Christi rette mich! Der Eifer für Dein Haus befreie mich! Das Kreuz siegt, das Kreuz regiert, das Kreuz herrscht, durch das Zeichen des Kreuzes befreie mich, o Herr, von dieser Pest!) Auf dem oberen Querbalken stehen die Buchstaben D I A. Sie bedeuten den Anfang folgender lateinischer Sätze:
D Deus, deus meus, expelle pestem a me et a loco isto et libera me.
I In manus tuas Domine commendo spiritum meum, cor et corpus meum. A Ante coelum et terram Deus erat et Deus potens est liberare me ab ista peste.
(Deutsche Übersetzung: Gott, mein Gott, vertreibe von mir die Pest, auch von diesem Orte und befreie mich! In Deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist, mein Herz und meinen Leib. Vor Himmel und Erde war Gott und Gott ist mächtig, mich zu befreien von dieser Pest.)
Auf dem mittleren Teile des senkrechten Balkens ist zu lesen: t B I. Diese Zeichen bedeuten den Anfang folgender Sätze:
t Crux Christi potens est ad expellen- dam pestem ab hoc loco et a corpore meo.
B Bonum est praestolari auxilium Dei cum silentio, ut expellat pestem a me.
I Inclinabo cor meum ad justificatio- nes tuas faciendas, ut non confundar, quoniam invocavi te.
(Deutsche Übersetzung: Das Kreuz Christi ist mächtig, zu vertreiben die Pest von diesem Ort und von meinem Leibe. Es ist gut, ruhig auf die Hilfe Gottes zu warten, dass er die Pest von mir vertreibe. Ich will mein Herz darnach richten, Deine Gebote zu erfüllen damit ich nicht zuschanden werde denn ich habe Dich gerufen.)
Am unteren Teile des senkrechten Balkens stehen nacheinander die Zeichen ZfSABtZt-Sie bedeuten den Anfang folgender Sätze:
Z Zelavi super iniquos; pacem pecca- torum videns speravi in te. t Crux Christi fugat daemones, ae- rem corruptum et pestem expellat.
S Salus tua ego sum, dicit Dominus: clama ad me et ego exaudiam te et liberabo te ab hac peste.
A Abyssus abyssum invocat, et voce tua expulisti daemones: libera me ab hac peste.
B Beatus vir, qui sperat in Domino, et non respexit in vanitates et insanias falsas.
f Crux Christi, quae antea fuit in op- probrium et contumeliam, et nunc in gloriam et nobilitatem: sit mihi in salu- tem et expellat a loco isto diabolum et aerem corruptum et pestem a corpore meo.
Z Zelus honoris Dei covertat me, ante- quam moriar, et in nomine tuo salva me a peste ista.
t Crucis signum liberet populum Dei, et a peste eos, qui confidunt in eo. (Deutsche Übersetzung: Ich habe geeifert über die Ungerechten, die Sorglosigkeit der Sünder sehend, habe ich auf Dich gehofft. Das Kreuz Christi verscheucht die bösen Geister, vertreibe die verdorbene Luft und die Pest! Ich bin dein Heil, spricht der Herr; rufe zu mir und ich werde dich erhören und dich befreien von dieser Pest. Die Hölle ruft die Hölle an, mit Deiner Stimme vertriebst Du die bösen Geister: befreie mich von dieser Pest! Selig der Mann, der auf den Herrn hofft und nicht schaut auf Eitelkeiten und falsche Tollheiten. Das Kreuz Christi, welches früher zur Schande und Schmach gereichte, jetzt aber zum Ruhme und zum Adel: es sei mir zum Heile und vertreibe von diesem Orte den bösen Geist, die verdorbene Luft und die Pest von meinem Leibe! Der Eifer für die Ehre Gottes bekehre mich, bevor ich sterbe, und in Deinem Namen rette mich von dieser Pest! Das Zeichen des Kreuzes befreie das Volk Gottes und von der Pest diejenigen, die auf ihn vertrauen)
Am linken Arm des unteren Querbalkens stehen die Zeichen: H G F. Sie bedeuten den Anfang folgender Sätze.
H Haec cine reddis Domine, popule stulte! Redde vota tua offerens sacrifi- cium laudis, et confide illi, qui potens est, istum locum et me ab hac peste li- berare, quoniam, qui confidunt in eo, non confundentur.
G Gutturi meo et faucibus meis ad- haereat lingua mea, si non benedixero tibi; libera sperantes in te; in te confi- do, libera me Deus ab hac peste, et löcum istum, in quo nomen tuum invo- catur.
F Factae sunt tenebrae super univer- sam terram in morte tua, Domine; Deus meus, fiat lubrica et tenebrosa diaboli potestas, quia ad hoc venisti, fili Dei vivil ut dissolvas opera diaboli, expelle tua potentia a loco isto et a me, servo tuo, pestem hanc; discedat aer corruptus a me in tenebras exteriores.
(Deutsche Übersetzung: Siehe, dies vergiltst du dem Herrn, törichtes Volk! Trage ihm deine Gebete vor, bringe ihm das Opfer des Lobes dar und vertraue ihm, der mächtig ist, diesen Ort und mich von der Pest zu befreien, denn diejenigen, die auf ihn vertrauen, werden nicht zuschanden werden! In meiner Kehle und in meinem Schlund möge mir die Zunge stecken bleiben, wenn ich Dich nicht preisen wollte befreie die, welche auf Dich hoffen; ich vertraue auf Dich, befreie mich, o Gott, von dieser Pest, auch diesen Ort, in welchem Dein Name angerufen wird! Finsternis war über der ganzen Erde bei Deinem Tode, o Herr; mein Gott, schwach und schattenhaft möge die Macht des Teufels werden, denn Du bist ja dazu gekommen, Sohn des lebendigen Gottes, um die Werke des Teufels zuschanden zu machen, vertreibe durch Deine Macht von diesem Orte und von mir, Deinem Diener, diese Pest; es weiche die verpestete Luft von mir in die äußerste Finsternis!) Unter dem Schneidepunkte des senkrechten und unteren Balkens steht ein t- Dasselbe bedeutet: t Crux Christi defende nos et expelle a loco isto pestem et servum tuum libera a peste ista, qui benignus es et miseri- cors etmultae misericordiae et verax. (Deutsche Übersetzung: Kreuz Christi, verteidige mich und vertreibe von diesem Orte die Pest und befreie Deinen Diener von dieser Pest, der Du wohlwollend und barmherzig, von großer Erbarmung und wahrhaft bist!) Am rechten Arm des unteren Querbalkenns liest man die Buchstaben: B F R S. Sie bedeuten den Anfang folgender Sätze:
B Beatus, qui non respexit in vanitates et insanias falsas; in die mala liberabit eum Dominus. Domine! in te speravi, libera me ab hae peste.
F Factus est Deus refugium meum, quia in te speravi, libera me ab hac peste.
R Respice in me, Domine, Deus meus Adonai! de sede sancta majestatis Tuae, et miserere mei, et propter mi- sericordiam tuamab ista peste libera me.
S Salus mea tu es, sana me et sana- bor; salvum me fac et salvus ero\ (Deutsche Übersetzung: Selig, der nicht geschaut hat auf Eitelkeiten und falsche Tollheiten, am bösen Tage wird ihn der Herr befreien. O Herr! auf Dich habe ich gehofft, befreie mich von dieser Pest! Gott ist meine Zuflucht geworden, weil ich auf Dich gehofft habe, befreie mich von dieser Pest! Schau' auf mich, o Herr, mein Gott Adonai, von dem Heiligen Sitze Deiner Herrlichkeit und erbarme Dich meiner und wegen Deiner Barmherzigkeit befreie mich von dieser Pest! Mein Heil bist Du, heile mich und ich werde geheilt werden, rette mich und ich werde gerettet sein!)

Zeitkategorie 18. Jahrhundert, 1. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Das Zacharias- oder Pestkreuz erinnert an die Pestseuche von 1713 und wurde von Jakob Anton von Dietrichstein um 1733 (Wappen mit Rebmessern am Sockel) errichtet.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Links und rechts steht je ein Kastanienbaum, beide wurden gleichzeitig ca. 1920 gesetzt. Mit den Bäumen wurde je ein Flasche mit einer Nachricht eingegraben, eine von Herrn Anton Huber geb. 21.12.1858, gest. 25.12.1940 jeweils in Nußdorf/Traisen (Nußdorf Nr. 3 - heute "Unterer Markt 11"), die andere Flasche von Herrn Anton Unfried geb. 25.02.1859 in Franzhausen 1, gest. 30.12.1952 in Nußdorf (Nußdorf Nr. 7 - heute "Unterer Markt 10"). Beide sind meine Urgroßväter mütterlicherseits.

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1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen "Archäologie" geht Österreichs Geschichte auf den Grund - Sonderausgabe 11
"Die Pfarrkirche zum H Johannes dem Täufer in Nußdorf ob der Traisen - Herausgeber: Ao. Univ.-Prof. Dr. Johannes-Wolfgang Neugebauer.
Mitarbeiter u.a.:
Univ. Lekt. Dr. Christine Neugebauer-Maresch, Prähistorische Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,
Alois Gattringer, Korrespondent des Bundesdenkmalamtes.

F. Klein, Das alte Traismauer, Traismauer 1983/2, 380 ff. (Beschreibung des Denkmals und Zachariassegen). - H. O. Münsterer, Anm. 53, Anm. 146 (Zachariassegen: Zitate und lateinischer Text).
Kremser Volksblatt 13.6.1903, S.3;

Walter Pernikl
Datum der Erfassung 2015-06-20
Datum der letzten Bearbeitung 2023-02-07

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