Lourdes Kapelle

Religiöse KleindenkmälerKapellen und GrottenKapellen

Gemeinde: Groß-Engersdorf

Zeitkategorie: 19. Jahrhundert, 2. Hälfte

Chronik:

Die Lourdes Kapelle in der Groß-Engersdorfer Remise wurde 1887 errichtet. Die Anregung dazu gab der blinde Viertellehner Martin Kimmersdorfer von Nr. 38, der 1886 seine erste Pilgerfahrt nach Lourdes Machte. In seinem von ihm 1896 diktierten Brief an das Pilgerzug-Comite heißt es: "...Nachdem ich seit dem Jahre 1880 vollständig erblindet bin, glaubte ich sicher, die Gnade der Heilung zu erlangen. Allein: Eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, denn die Sache ist ganz anders gekommen.
In den ersten Jahren nach Errichtung der Lourdes Kapelle wurde diese mit Spenden reich begabt: Statuen: 2 Engel, Maria und Josef, Herz Jesu, Franziskus; 2 Kreuze, davon ein Jerusalem-Kreuz (gebracht von Theresia Bauer und von Martin Kimmersdorfer bezahlt), ein großer Rosenkranz aus Lourdes, 10 Leuchter, eine Lampe, 13 Bilder mit verschiedenen Darstellungen und 15 Bilder über die Rosenkranzgeheimnisse; außerdem ein Teppich, 3 Altarspitzen, 2 Blumentische, ein Knieschemel und 2 alt-deutsche Vasen.
Die Glocke spendete der Glockengießer-Gehilfe Max Brückl aus Pillichsdorf, das Türmchen dazu errichtete der Baumeister Josef Haas aus Wolkersdorf - alles 1892.

Überliefert sind auch Votivgaben von 3 Gebetserhörungen. So stammt ein gesticktes Marienbild von einer Mutter des vierjährigen Knaben aus Wien-Döbling, der von einem Fußleiden befreit wurde (Vater: Karl Mondl, Kaffeesieder); ein gesticktes Bild von der "Schmerzhaften Mutter" von der Schwester des Oberlehrers Kraus, der Frau Kogl aus Wien gespendet, die nach 13-jähriger kinderloser Ehe ein Kind gebar; ein Nadelwunder auf die Fürbitte Mariens - das Votivbild zeigt die Nadel, die aus dem Körper des Mädchens Rosalia der Familie Steiner wieder herauskam!

Der Lourdes Kapellen Gang findet seither alljährlich zu Christi Himmelfahrt und am Sonntag nach Maria Geburt statt. An diesen beiden Tagen zieht die Prozession von der Kirche zur Kapelle, die in der "Remise", einem kleinen Wald rund 1km südlich des Dorfes, steht.

Auf dem Hinweg wird eine Litanei gesungen, auf dem Rückweg das Lourdes-Lied; Vorbeter singen vor, die Musikkapelle begleitet. Nach der Messe gibt es für die Wallfahrer Gelegenheit sich bei Getränken und Würstel zu stärken - ehe es wieder zurück zur Kirche geht.

Am 30. Oktober 1887 erfolgte die Weihe der Marienstatue in der Kirche, dann Übertragung in die Lourdes Kapelle in feierlicher Prozession - 44 Paare weiß gekleidete Jungfrauen mit blauen Scherpen und fliegenden Schleiern und eine große Volksmenge nicht nur aus Engersdorf, auch aus den Nachbarorten nahmen teil.
Für die 2 jährlichen Wallfahrten wurde der Pfarre Großengersdorf die Meßlizenz erteilt.


Vollendung dieser denkwürdigen Reise stand der Befehl Marias der Mutter Gottes, an Bernadette: "Ich will, dass man mir eine Kapelle baue" - so lebhaft vor meinem Geiste, dass ich dieses Gedankens nicht mehr los werden konnte und da ich hierzu nicht das erforderliche Geld hatte, erließ ich einen Aufruf an die Bewohner meines Dorfes. Zu meiner größten Freude ist im folgenden Jahr (1887) eine kleine Kapelle zu Ehren Unserer Lieben Frau von Lourdes in Großengersdorf erbaut worden...." Kosten über 1000 Kronen. Im selben Jahr wurde auch ein Brunnen gegraben, welcher sich neben der Kapelle befindet. Die Lourdes Wallfahrer Martin Kimmersdorfer, Ferdinand Rögner und dessen Schwester Rosalia, verwitwete Müllner brachten 1896 viel Lourdes-Wasser von ihrer Reise aus Lourdes mit, dass sie in den Brunnen gossen.

Die Seitenkapellen links und rechts von der Lourdes Kapelle wurden 1898 vor dem Kirchenbau errichtet - für die beiden großen Barockstatuen Petrus und Paulus. 1968 fanden die Statuen ihren Platz wieder in der Kirche.

Das Schutzhaus gegenüber der Lourdes Kapelle wurde 1890 gebaut, 1903 mit der Kapelle restauriert. Im Zweiten Weltkrieg wurde es sehr beschädigt, aber noch 1945 mit dem Holz der Flak-Baracke ausgebessert. Im Winter wurde das Schutzhaus abermals des Holzes beraubt und wieder hergerichtet. 1979 wurde das Schutzhaus zum 100. Todestag von Maria Bernadette Soubirous (gest. am 14.06.1879 in Nevers) neu aufgebaut- diesmal aus Ziegeln.

In das heutige Schutzhaus wurden die Bankreihen mit den alten Klappsesseln des ehemaligen Kinos von Großengersdorf, aufgestellt und wieder hergerichtet.

Beschreibung:

Die Lourdes Kapelle besteht aus einer Hauptkapelle und je einer Seitenkapelle, welche rechts und links von dieser steht. Am Giebel der Lourdes Kapelle befindet sich ein kleiner Glockenturm mit einer Glocke, die vom Inneren der Kapelle aus von Hand aus mit einem Seil geläutet werden kann.

Neben der Lourdes Kapelle wurde nach deren Errichtung händisch ein Brunnen gegraben, mit Ziegelsteinen ausgelegt und einer Handpumpe versehen. Dieser Trinkbrunnen ist nach wie vor intakt und versorgt die Besucher mit kaltem und erfrischendem Grundwasser. In das Brunnenwasser wurde von den Wallfahrern die aus Lourdes zurückkehrten - geweihtes Lourdes Wasser geschüttet, weshalb dem Brunnenwasser besondere Heilkraft nachgesagt wird.

Details

Gemeindename Groß-Engersdorf
Gemeindekennzahl 31615
Ortsübliche Bezeichnung Lourdes Kapelle
Objektkategorie 1512 ( Religiöse Kleindenkmäler | Kapellen und Grotten | Kapellen)

Katastralgemeinde Großengersdorf -- GEM Groß-Engersdorf
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 1900/2
Ortschafts- bzw. Ortsteil den Kirchensteig 1km in südlicher Richtung bis zum Wald
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Remise, Föhrenwald
Längengrad 16.56677
Breitengrad 48.343483

denkmalgeschützt geschuetzt

Höhe (m) 4.5
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 3.8
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m) 4.1
gemessen od. geschätzt gemessen

Zustandsklassifizierung sehr gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Die Lourdes Kapelle besteht aus einer Hauptkapelle und je einer Seitenkapelle, welche rechts und links von dieser steht. Am Giebel der Lourdes Kapelle befindet sich ein kleiner Glockenturm mit einer Glocke, die vom Inneren der Kapelle aus von Hand aus mit einem Seil geläutet werden kann.

Neben der Lourdes Kapelle wurde nach deren Errichtung händisch ein Brunnen gegraben, mit Ziegelsteinen ausgelegt und einer Handpumpe versehen. Dieser Trinkbrunnen ist nach wie vor intakt und versorgt die Besucher mit kaltem und erfrischendem Grundwasser. In das Brunnenwasser wurde von den Wallfahrern die aus Lourdes zurückkehrten - geweihtes Lourdes Wasser geschüttet, weshalb dem Brunnenwasser besondere Heilkraft nachgesagt wird.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie 19. Jahrhundert, 2. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Die Lourdes Kapelle in der Groß-Engersdorfer Remise wurde 1887 errichtet. Die Anregung dazu gab der blinde Viertellehner Martin Kimmersdorfer von Nr. 38, der 1886 seine erste Pilgerfahrt nach Lourdes Machte. In seinem von ihm 1896 diktierten Brief an das Pilgerzug-Comite heißt es: "...Nachdem ich seit dem Jahre 1880 vollständig erblindet bin, glaubte ich sicher, die Gnade der Heilung zu erlangen. Allein: Eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, denn die Sache ist ganz anders gekommen.
In den ersten Jahren nach Errichtung der Lourdes Kapelle wurde diese mit Spenden reich begabt: Statuen: 2 Engel, Maria und Josef, Herz Jesu, Franziskus; 2 Kreuze, davon ein Jerusalem-Kreuz (gebracht von Theresia Bauer und von Martin Kimmersdorfer bezahlt), ein großer Rosenkranz aus Lourdes, 10 Leuchter, eine Lampe, 13 Bilder mit verschiedenen Darstellungen und 15 Bilder über die Rosenkranzgeheimnisse; außerdem ein Teppich, 3 Altarspitzen, 2 Blumentische, ein Knieschemel und 2 alt-deutsche Vasen.
Die Glocke spendete der Glockengießer-Gehilfe Max Brückl aus Pillichsdorf, das Türmchen dazu errichtete der Baumeister Josef Haas aus Wolkersdorf - alles 1892.

Überliefert sind auch Votivgaben von 3 Gebetserhörungen. So stammt ein gesticktes Marienbild von einer Mutter des vierjährigen Knaben aus Wien-Döbling, der von einem Fußleiden befreit wurde (Vater: Karl Mondl, Kaffeesieder); ein gesticktes Bild von der "Schmerzhaften Mutter" von der Schwester des Oberlehrers Kraus, der Frau Kogl aus Wien gespendet, die nach 13-jähriger kinderloser Ehe ein Kind gebar; ein Nadelwunder auf die Fürbitte Mariens - das Votivbild zeigt die Nadel, die aus dem Körper des Mädchens Rosalia der Familie Steiner wieder herauskam!

Der Lourdes Kapellen Gang findet seither alljährlich zu Christi Himmelfahrt und am Sonntag nach Maria Geburt statt. An diesen beiden Tagen zieht die Prozession von der Kirche zur Kapelle, die in der "Remise", einem kleinen Wald rund 1km südlich des Dorfes, steht.

Auf dem Hinweg wird eine Litanei gesungen, auf dem Rückweg das Lourdes-Lied; Vorbeter singen vor, die Musikkapelle begleitet. Nach der Messe gibt es für die Wallfahrer Gelegenheit sich bei Getränken und Würstel zu stärken - ehe es wieder zurück zur Kirche geht.

Am 30. Oktober 1887 erfolgte die Weihe der Marienstatue in der Kirche, dann Übertragung in die Lourdes Kapelle in feierlicher Prozession - 44 Paare weiß gekleidete Jungfrauen mit blauen Scherpen und fliegenden Schleiern und eine große Volksmenge nicht nur aus Engersdorf, auch aus den Nachbarorten nahmen teil.
Für die 2 jährlichen Wallfahrten wurde der Pfarre Großengersdorf die Meßlizenz erteilt.


Vollendung dieser denkwürdigen Reise stand der Befehl Marias der Mutter Gottes, an Bernadette: "Ich will, dass man mir eine Kapelle baue" - so lebhaft vor meinem Geiste, dass ich dieses Gedankens nicht mehr los werden konnte und da ich hierzu nicht das erforderliche Geld hatte, erließ ich einen Aufruf an die Bewohner meines Dorfes. Zu meiner größten Freude ist im folgenden Jahr (1887) eine kleine Kapelle zu Ehren Unserer Lieben Frau von Lourdes in Großengersdorf erbaut worden...." Kosten über 1000 Kronen. Im selben Jahr wurde auch ein Brunnen gegraben, welcher sich neben der Kapelle befindet. Die Lourdes Wallfahrer Martin Kimmersdorfer, Ferdinand Rögner und dessen Schwester Rosalia, verwitwete Müllner brachten 1896 viel Lourdes-Wasser von ihrer Reise aus Lourdes mit, dass sie in den Brunnen gossen.

Die Seitenkapellen links und rechts von der Lourdes Kapelle wurden 1898 vor dem Kirchenbau errichtet - für die beiden großen Barockstatuen Petrus und Paulus. 1968 fanden die Statuen ihren Platz wieder in der Kirche.

Das Schutzhaus gegenüber der Lourdes Kapelle wurde 1890 gebaut, 1903 mit der Kapelle restauriert. Im Zweiten Weltkrieg wurde es sehr beschädigt, aber noch 1945 mit dem Holz der Flak-Baracke ausgebessert. Im Winter wurde das Schutzhaus abermals des Holzes beraubt und wieder hergerichtet. 1979 wurde das Schutzhaus zum 100. Todestag von Maria Bernadette Soubirous (gest. am 14.06.1879 in Nevers) neu aufgebaut- diesmal aus Ziegeln.

In das heutige Schutzhaus wurden die Bankreihen mit den alten Klappsesseln des ehemaligen Kinos von Großengersdorf, aufgestellt und wieder hergerichtet.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

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Isidor_Sigmhbg

1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Heimatbuch der Marktgemeinde Großengersdorf, 1. Ausgabe aus dem Jahre 1982, Beiträge von OSR Hermine Loderer

Christian Hirschvogl
Datum der Erfassung 2023-06-05
Datum der letzten Bearbeitung 2024-01-22

Standort

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