Lichthäuschen

Religiöse KleindenkmälerTotenleuchtenLichthäuschen und Lichtnischen

Gemeinde: Pulkau

Zeitkategorie: 16. Jahrhundert, 1. Hälfte

Chronik:

Diese gotische Lichtsäule ist eine typische Gedenksäule an jene unglückliche Zeit, als die Pest noch ungebändigt viele Menschenleben dahingerafft hat. Aus dem Volksmund ist zu erfahren, dass sich neben dem Marterl eine Pestgrube (Massengrab) befindet. Im Herbst 1988 hat eine vom Bundesdenkmalamt entsandte Wünschelrutengängerin die Umgebung des Marterls abgesucht. Nach ihren Angaben stellte sie in ungefähr 1,5 m Tiefe Knochenansammlungen fest.
Renovierungen: 1577, 1907 (Fam.Jordan), 2013 (durch Dorferneuerungsverein).

Beschreibung:

Spätgotisches Lichthäuschen, Kalksandstein

ObjID: 17578 geschützt nach § 2a

Details

Gemeindename Pulkau
Gemeindekennzahl 31035
Ortsübliche Bezeichnung Lichthäuschen
Objektkategorie 1521 ( Religiöse Kleindenkmäler | Totenleuchten | Lichthäuschen und Lichtnischen)

Katastralgemeinde Großreipersdorf -- GEM Pulkau
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 2022/2
Ortschafts- bzw. Ortsteil 3741 Groß-Reipersdorf
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Groß-Reipersdorf 48
Längengrad 15.848508
Breitengrad 48.700252

denkmalgeschützt geschuetzt

Höhe (m) 4
gemessen od. geschätzt geschätzt
Breite (m) 0.5
gemessen od. geschätzt geschätzt
Tiefe (m) 0.5
gemessen od. geschätzt geschätzt

Zustandsklassifizierung sehr gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Spätgotisches Lichthäuschen, Kalksandstein

ObjID: 17578 geschützt nach § 2a
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details Spätgotischer Bildstock (Lichthäuschen) aus der Zeit um 1500. Ein abgefaster Pfeiler mit Eckdiensten trägt eine vorkragende Platte mit einem dreiseitig geöffneten Tabernakel. Der Tabernakel ist kreuzgewölbt und wird von einem Spitzhelm bekrönt der reichlich mit Astwerk, Tiermasken und Krabben versehen ist.
Als Grundfundament dieses Marterls dient eine viereckige Platte, auf der ein viereckiger Sockel lagert. Dieser ist nach oben kanülartig verjüngt und in weiterer Folge achteckig ausgebildet. Die Kanülen enden in einer vierkantigen Abfasung des Pfeilers. Darauf sitzt das Schmuckstück des Marterls, nämlich der Tabernakel. Unter diesem auf dem Kubus der Säulenabfasung ist die Jahreszahl 1573 eingemeißelt. Die untere Seite des Tabernakels ist mit kielbogenförmigen Verzierungen versehen. Wie bei Lichtsäulen üblich, ist der Tabernakelaufbau nach drei Seiten offen. Die Nordseite ist geschlossen. Träger des Helmes (Dach) sind die Rückwand und vorne zwei kanelürte Säulchen, die oben auf jeder offenen Seite in zwei zusammenlaufenden Spitzbögen enden. Dieses Ende weist einen Kopf mit Widderhörnern auf. Schon seit der Urzeit an Häusern und sakralen Bauten (zB an der nördlichen Außenmauer der Michaelskirche und im Innern im Seitenschiff auf der Konsole neben dem Sakramentshäuschen) angebracht, sollten sie als Schutz dienen bzw. Unheil abwehren. Der Deckenabschluss im Inneren des Tabernakels ist als Kreuzgewölbe ausgebildet. Auf der geschlossenen Seite zeigte sich ursprünglich vollreliefartig der Herrgott am Kreuz umgeben von zwei Frauengestalten, nämlich der Muttergottes und Maria Magdalena. Der Herrgott ist auf Grund der starken Verwitterung durch eine Eisenplastik ersetzt worden. Dies dürfte im Jahre 1907 anlässlich der Renovierung durch die Familie F. und M. Jordan erfolgt sein.
Die Bedachung des Tabernakels ist als Kirchturmhelm in gotischem Stil aufgebaut und weist auf allen vier Ecken Spitztürmchen auf. Alle Türmchen sind mit krabbenähnlichen Verzierungen versehen. Ganz oben an der Turmspitze befindet sich ein einfaches Kreuz aus Eisen. Das ursprünglich steinerne Kreuz dürfte anlässlich einer Renovierung ersetzt worden sein.

Zeitkategorie 16. Jahrhundert, 1. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Diese gotische Lichtsäule ist eine typische Gedenksäule an jene unglückliche Zeit, als die Pest noch ungebändigt viele Menschenleben dahingerafft hat. Aus dem Volksmund ist zu erfahren, dass sich neben dem Marterl eine Pestgrube (Massengrab) befindet. Im Herbst 1988 hat eine vom Bundesdenkmalamt entsandte Wünschelrutengängerin die Umgebung des Marterls abgesucht. Nach ihren Angaben stellte sie in ungefähr 1,5 m Tiefe Knochenansammlungen fest.
Renovierungen: 1577, 1907 (Fam.Jordan), 2013 (durch Dorferneuerungsverein).
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Wann diese Säule aufgestellt wurde, kann, wie schon oben erwähnt, trotz der eingravierten Jahreszahl 1573 nicht eruiert werden. Die künstlerische Gestaltung und verschiedene andere Merkmale weisen auf eine um fast 2 Jahrhunderte frühere Errichtung hin, nämlich in die Zeit der Gotik, in der auch die hl. Blutkirche in Pulkau erbaut wurde. Aus alten Chroniken ist zu erfahren, dass in Pulkau und Umgebung 1338, 1348, 1350, 1560, 1573, 1613, 1634, 1679 und 1713 Pestepidemien gewütet haben.
Fachleute setzen das Entstehungsdatum um 1360 an, da auch zu dieser Zeit ähnliche ausgeführte Pestsäulen errichtet worden - wie Klosterneuburg - Tutz-Säule 1380, Spinnerin 1360 etc. "Um" 1500 gab es lange keine Pestperiode!

alt text

Isidor_Sigmhbg

1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Puschnik Alois, Gottes Steine - Pulkauer Kleindenkmäler, Groß-Reipersdorf 2004

Alexander Szep
Datum der Erfassung 2015-12-06
Datum der letzten Bearbeitung 2017-01-15

Standort

Kommentare

Sie müssen sich einloggen, um selbst Kommentare abgeben zu können!

Wesentliche Felder richtig erfasst

Qualitätssiegel BHW Siegel