Pestsäule

Religiöse KleindenkmälerHochsäulen, Pestsäulen- und -kreuzePestkreuze

Gemeinde: Großrußbach

Zeitkategorie: 15. Jahrhundert

Chronik:

Ursprünglich war statt dem Eisenkreuz eine steinerne Kreuzblume vorhanden. Im Tabernakel brannte ständig das "Ewige Licht", das Symbol des ewigen Lebens, es verkörpert die Anwesentheit Gottes, soll die Seelen der Verstorbenen aufnehmen und böse Geister bannen. Wahrscheinlich war früher der Tabernakel sogar drei- vielleicht sogar vierseitig offen wie man an den unterbrochenen Vierpass und Nonnenköpfen der Nischenverzierung erkennen kann. Das dieses Prunkstück damals weitab vom Dorf stand, ist an zu nehmen, dass es sich hier um ein Pestkreuz und Totenlicht handelt. Er wurde lange Zeit auch als "Urlauberkreuz" genutzt, hier wurden Wallfahrer die nach Karnabrunn oder Maria Taferl pilgerten verabschiedet. Aber auch Verstorbene wurden hier "verabschiedet" (Einsegnung und kurze Andacht) bevor sie zum Begräbnissen nach Großrußbach gebracht wurden. 1957 wurde der Pfeiler von der akademischen Bildhauerin Thea Ferrai-Landauf restauriert. Der Pfeiler ist fast 530 Jahre alt (Beschreibung von Alexander Szep)
1956 wurde dieses Denkmal umgesetzt und 1982 von der NÖ Landesinnung der Steinmetzmeister restauriert (siehe dazu ein Video: https://grossrussbach.topothek.at/documents.php?filter_visible=&filter_document_id=exact&filter_document_id_txt=130507 )
Am Samstag den 15. Mai 1982 wurde das Marterl in Hipples
wieder aufgestellt.

Beschreibung:

Gotische Lichtsäule (Französischer Typ) im 15. Jahrhundert (1430) errichtet. Am südlichen Ortsende von Hipples steht an der L 1099 dieser seltene spätgotische Tabernakellichtpfeiler aus Konglomeratgestein. Er hat einen achtseitigen Sockelstein auf dem sich ein breiter achtseitiger Schaft befindet. Er ist aus größeren Sandsteinblöcken aufgebaut. An den äußeren vier Ecken Nasen zur Verbreiterung und Stütze für den Tabernakel, eine Art Kapitell. Abschließend am Schaft ein Halsing. Am Schaft eine viereckige glatte Kragenplatte. Auf dieser ein mächtiger nach zwei Seiten offener Sandstein-Tabernakel mit kielbogigen Masswerknischenöffnungen mit Wimpergen darauf.

An der Rückwand war innen bei solchen Objekten meist das Relief einer Kreuzigungs- oder Ölbergszene. Heute ein einfaches Kruzifix. An den vier äußeren Ecken geschwellte Baluster auf denen einst Fialen, kleine Ziertürmchen, aufsaßen - heute verwittert und nicht mehr vorhanden. Auf der Haube sind noch Krabben (florale Kriechblumen) erkenntlich. Am Dach ein obeliskartiger Aufbau der auch mit Krabben verziert ist. Bekrönend heute ein barockes schmiedeeisernes Patriachenkreuz das nach Volksglauben Unheil und Unwetter abhalten soll.

Details

Gemeindename Großrußbach
Gemeindekennzahl 31205
Ortsübliche Bezeichnung Pestsäule
Objektkategorie 1573 ( Religiöse Kleindenkmäler | Hochsäulen, Pestsäulen- und -kreuze | Pestkreuze)

Katastralgemeinde Hipples -- GEM Großrußbach
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 431/1
Ortschafts- bzw. Ortsteil Am Ortseingang von Hipples aus Großrußbach kommend rechts
Straße und Hausnummer bzw. Flurname
Längengrad 16.41342
Breitengrad 48.49945

denkmalgeschützt geschuetzt

Höhe (m) 3.5
gemessen od. geschätzt geschätzt
Breite (m) 0.9
gemessen od. geschätzt geschätzt
Tiefe (m) 0.9
gemessen od. geschätzt geschätzt

Zustandsklassifizierung sanierungsbedürftig
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen
sanierungsbedürftig

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Gotische Lichtsäule (Französischer Typ) im 15. Jahrhundert (1430) errichtet. Am südlichen Ortsende von Hipples steht an der L 1099 dieser seltene spätgotische Tabernakellichtpfeiler aus Konglomeratgestein. Er hat einen achtseitigen Sockelstein auf dem sich ein breiter achtseitiger Schaft befindet. Er ist aus größeren Sandsteinblöcken aufgebaut. An den äußeren vier Ecken Nasen zur Verbreiterung und Stütze für den Tabernakel, eine Art Kapitell. Abschließend am Schaft ein Halsing. Am Schaft eine viereckige glatte Kragenplatte. Auf dieser ein mächtiger nach zwei Seiten offener Sandstein-Tabernakel mit kielbogigen Masswerknischenöffnungen mit Wimpergen darauf.

An der Rückwand war innen bei solchen Objekten meist das Relief einer Kreuzigungs- oder Ölbergszene. Heute ein einfaches Kruzifix. An den vier äußeren Ecken geschwellte Baluster auf denen einst Fialen, kleine Ziertürmchen, aufsaßen - heute verwittert und nicht mehr vorhanden. Auf der Haube sind noch Krabben (florale Kriechblumen) erkenntlich. Am Dach ein obeliskartiger Aufbau der auch mit Krabben verziert ist. Bekrönend heute ein barockes schmiedeeisernes Patriachenkreuz das nach Volksglauben Unheil und Unwetter abhalten soll.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie 15. Jahrhundert
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Ursprünglich war statt dem Eisenkreuz eine steinerne Kreuzblume vorhanden. Im Tabernakel brannte ständig das "Ewige Licht", das Symbol des ewigen Lebens, es verkörpert die Anwesentheit Gottes, soll die Seelen der Verstorbenen aufnehmen und böse Geister bannen. Wahrscheinlich war früher der Tabernakel sogar drei- vielleicht sogar vierseitig offen wie man an den unterbrochenen Vierpass und Nonnenköpfen der Nischenverzierung erkennen kann. Das dieses Prunkstück damals weitab vom Dorf stand, ist an zu nehmen, dass es sich hier um ein Pestkreuz und Totenlicht handelt. Er wurde lange Zeit auch als "Urlauberkreuz" genutzt, hier wurden Wallfahrer die nach Karnabrunn oder Maria Taferl pilgerten verabschiedet. Aber auch Verstorbene wurden hier "verabschiedet" (Einsegnung und kurze Andacht) bevor sie zum Begräbnissen nach Großrußbach gebracht wurden. 1957 wurde der Pfeiler von der akademischen Bildhauerin Thea Ferrai-Landauf restauriert. Der Pfeiler ist fast 530 Jahre alt (Beschreibung von Alexander Szep)
1956 wurde dieses Denkmal umgesetzt und 1982 von der NÖ Landesinnung der Steinmetzmeister restauriert (siehe dazu ein Video: https://grossrussbach.topothek.at/documents.php?filter_visible=&filter_document_id=exact&filter_document_id_txt=130507 )
Am Samstag den 15. Mai 1982 wurde das Marterl in Hipples
wieder aufgestellt.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Der im Sommer 1957 von der akademischen Bildhauerin, Frau Thea Ferrai-Landauf aus Wien restaurierte gotische Bildstock an der Straße vor Hipples. Dieser Bildstock gilt als „Urlaubskreuz“, bei dem die Särge mit den Toten abgestellt werden, wenn sie zum Begräbnis nach Großrußbach gebracht werden. Nach Franz Hulas Buch „Die Totenleuchten und Bildstöcke Österreichs“ 1948 im Verlage Helene Pöch erschienen, in dem auch der Bildstock von Hipples abgebildet ist, sind die Totenleuchten die Ursprungsform, die Öffnung im Tabernakel dazu bestimmt, zeitweise oder täglich ein Lichtlein zum Gedächtnis an Tote aufzunehmen. Sehr häufig stehen solche Totenleuchten außerhalb des Ortes, wo in Pestzeiten Gemeinschaftsgräber neben der Straße angelegt wurden. 1490 war ein Pestjahr, der Bildstock vor Hipples könnte einige Jahre darnach – 1499 – errichtet worden sein. Dass aus den Lichtsäulen oder Totenleuchten Bildstöcke wurden, hat 2 Gründe: 1.) Die Gotik hat auch die Totenleuchten mit Schmuck und Bildern verziert. So war Totenleuchte und Bildstock in einem beisammen. 2.) Fast immer sind diese Male mit dem Gedanken an den Tod verbunden. Das führte dazu, dass man den leidenden Heiland (Geisselsäule) oder den sterbenden Herrn (Kreuz) darauf darstellte. Der goldene Tabernakel-Pfeiler vor Hipples ist selten reich ausgeführt. Der Helm endigte ursprünglich wohl in einer Kreuzblume. Das heute dort befindliche 2-Balkenkreuz geht aber sicher schon in die Jahrhunderte zurück. Das am Tabernakel befindliche Kreuz ist sicher nicht der ursprüngliche Inhalt, da es sich wahrscheinlich doch um eine Totenleuchte auf einem Massengrab handelt. Sicher aber hat das Volk dieses Mal seit Menschengedenken als Bildstock beziehungsweise als „Kreuz“ empfunden und das soll so sein.

Pestsäule
29. März 2014
Paul Gepp

Pestsäule
29. März 2014
Paul Gepp

Pestsäule Hipples
29. März 2014
Paul Gepp

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Alexander Szep. Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau Seite 423

Datum der Erfassung 2013-01-01
Datum der letzten Bearbeitung 2024-04-25
letzter Bearbeiter Paul Gepp

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