Gnadenbild Eiche

Religiöse KleindenkmälerBildstöckeBildbäume

Gemeinde: Groß-Schweinbarth

Zeitkategorie: 19. Jahrhundert, 1. Hälfte

Chronik:

Pfarrchronik Groß-Schweinbarth: „Im Jahre 1816 wurde lt. Auftrag des hochw. Consistorium ein Marienbild aus dem hiesigen Wald in die hiesige Kirche übertragen und unter dem Kirchenchor angebracht“ Diese kurze Mitteilung verbirgt eine fesselnde Geschichte von Volksfrömmigkeit und Wundergläubigkeit, aber auch von deren Unterdrückung durch die geistliche Obrigkeit. In der ersten Hälfte des 19.Jh. gab es bei diesem Bild einige Wunderheilungen. An Sonntagen pilgerte daher die Bevölkerung in Prozessionen dorthin. Der Besuch der umliegenden Pfarren wurde sehr beeinträchtigt. Dechant Josef Petz ließ auf Weisung der Obrigkeit das Marienbild in einer Nacht und Nebelaktion entfernen.

Beschreibung:

Am 24.09.2005 brachte eine Wandergruppe von Pensionisten eine Kopie des Marienbildes an einer Eiche neben der Gnadenbildwiese, die Förster Herr Himmelbauer dafür ausgewählt hatte, an.

Details

Gemeindename Groß-Schweinbarth
Gemeindekennzahl 30824
Ortsübliche Bezeichnung Gnadenbild Eiche
Objektkategorie 1534 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Bildbäume)

Katastralgemeinde Groß-Schweinbarth -- GEM Groß-Schweinbarth
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 1680
Ortschafts- bzw. Ortsteil Groß-Schweinbarth Grenze Traunwald
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Linaberg
Längengrad 16.578285
Breitengrad 48.408201

denkmalgeschützt nicht geschuetzt

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.35
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Am 24.09.2005 brachte eine Wandergruppe von Pensionisten eine Kopie des Marienbildes an einer Eiche neben der Gnadenbildwiese, die Förster Herr Himmelbauer dafür ausgewählt hatte, an.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details Am angegebenen Ort befand sich seit Jahrzehnten ein altes Wallfahrtsbild von 'Maria Dreieichen'. Die bäuerliche Malweise könnte durchaus den Jahren vor dem „Wunder“ (siehe Chronik), zugeordnet werden. Es handelt sich um ein Ölbild, auf blaugestreifte Bettleinwand gemalt das als Zentrum das Gnadenbild von Maria Dreieichen, eine Pieta und die dortige Wallfahrtskirche mit einem Wallfahrerzug zeigt.

Zeitkategorie 19. Jahrhundert, 1. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Pfarrchronik Groß-Schweinbarth: „Im Jahre 1816 wurde lt. Auftrag des hochw. Consistorium ein Marienbild aus dem hiesigen Wald in die hiesige Kirche übertragen und unter dem Kirchenchor angebracht“ Diese kurze Mitteilung verbirgt eine fesselnde Geschichte von Volksfrömmigkeit und Wundergläubigkeit, aber auch von deren Unterdrückung durch die geistliche Obrigkeit. In der ersten Hälfte des 19.Jh. gab es bei diesem Bild einige Wunderheilungen. An Sonntagen pilgerte daher die Bevölkerung in Prozessionen dorthin. Der Besuch der umliegenden Pfarren wurde sehr beeinträchtigt. Dechant Josef Petz ließ auf Weisung der Obrigkeit das Marienbild in einer Nacht und Nebelaktion entfernen.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) In der Folge Auszüge aus dem Briefverkehr – liegt im Wiener Diözesanarchiv unter Faszikel 416, Nr. 21 auf. (Teilweise Originalsätze) 7.Sept. 1816 - Brief von Pfarrer und Dechant Josef Petz an das Consistorium in Wien: Unterzeichneter hält sich verpflichtet, die Anzeige zu machen, dass im Walde ein altes Frauenbild an einem Baum sich befinde, zu welchem zwar schon länger Einzelne ihre Andacht mögen gehabt haben, wie Krücken und andere Zeichen bei demselben belegen. Seitdem aber ein blind geborenes Kind aus Gr. Engersdorf durch die Verlobung ihrer Eltern mit dem Bilde sehend geworden sein soll, was eine Opfertafel anzeiget, ist der Besuch dieses Bildes häufiger geworden. Der Halblehner Simon Zehtner aus Auersthal wollte die Erlaubnis, einen Opferstock zu errichten. Trotz Verbot mit Belehrungen und Warnungen wurde der Opferstock trotzdem gesetzt und der Zulauf wurde mittlerweile so groß, dass an Sonntagen ganze Prozessionen von Wallfahrern zur Wiese pilgern und dadurch der Besuch der umliegenden Pfarren beeinträchtigt wurde. Erwarte höhere Weisung. 22. Sept. 1816 – Antwort vom Consistorium: 1. Dieses Bild ist nicht ganz dem Volke zu entziehen, sondern geheim und unbemerkt unter Beisein von Beamten wegzunehmen und an einem nicht zu sehr in die Augen fallenden abseitigen Ort in der Kirche aufzustellen. 2. Die Votivgegenstände, welche dermal bei dem Bilde hergehangen worden, sind zu vertilgen. 3. Das Geld aus dem Opferstock ist für die Kirche zu verwenden und das Volk ist über Wunder zu belehren. 4. Aufforderung an Dechant Petz sich über die Begebenheit näher zu informieren. 9. Nov. 1816 – Vollzugsmeldung des Dechant nach 6 Wochen. * Er habe unter Mitwirkung von Beamten am 30. Sept. das betr. Marienbild mühsam und unbemerkt heruntergenommen, die Votivgegenstände samt einigen hundert kleinen Bildern und elenden Totenwappen (?) mit welchen der Baum umwunden war, vertilgt und das Bild selbst in der Kirche unter dem Kirchenchor aufgehangen. * Die Wegnahme des Bildes wurde bereits am 1. Okt. bemerkt, als eine Prozession dahin kam und es nicht fand. Unbedeutende Klatschereien: Das Bild werde schon wieder hinausgehen und sich außerhalb des Dekanates einfinden, er hätte es öffentlich wegnehmen sollen u. dgl. Niemand findet sich in der Kirche zur Verehrung ein. * Den Mädchen von Pirawarth habe er den geopferten halb zerissenen Kranz mit der nötigen Belehrung zurückgegeben. * Dem Simon Zehtner habe er das Opfergeld abverlangt: vom 11. Aug. bis 30. Sept. 163 fl und 21 kr. abzüglich das Geld für Messen in Auersthal lt. Quittung 22 fl u. 24 kr. Nachträglich brachte er noch 40 fl u. 57 kr für die wiederverkauften Laden zur Bedeckung des Bildes. * Hinsichtlich des angeblich blind geborenen und sehend geworden sein sollenden Kindes habe er die noch lebende Mutter Barbara Zugschwert von der Herrschaft Bockfließ zu Protokoll hernehmen lassen, welches hier beiliegt. * Die Mutter hat sich um dieses Bild, seit es in Schweinbarth ist, nicht mehr gekümmert. Auf derselben Eiche soll nun ein anderes Bild aufgemacht worden sein. Der Jäger hat den Auftrag erhalten, wenn er einen Zulauf bemerken sollte, es sogleich anzuzeigen. Protokoll: Den Eltern Barbara und Georg Zugschwert aus Gr. Engersdorf wurde 1808 ein Knabe namens Johann Georg geboren, welches nicht ganz blind war, aber die Augen nicht öffnen konnte. Die Heilungsversuche des Wundarztes aus Gr. Engersdorf Kaspar Kotzurek und des Wundarztes Amaseder von Pillichsdorf blieben vergeblich. Eine Salbe aus der Apotheke der Barmherzigen Brüder in Wien nützte auch nichts. Die Mutter erzählt nun von der Frau Anna Pinzgerin aus Leopoldstadt „die mir die Anleitung gab, dass ich mich einem Bilde, welches schon ganz verrufen, ohne Zugang und äußerlicher Verehrung wäre, mit meinem Kinde verloben sollte, entschloss ich mich gerade diesem Gnadenbilde im Wald anzugeloben“ Vor dem eigentlichen Bittgang ließ sie in Wien Mariahilf drei Messen lesen, dann ging sie mit dem Kinde zur Erntezeit 1808 zum Gnadenbild in den Wald. Dort betete sie 3 Stunden und ging mittags wieder nach Hause. Am Abend öffnete das Kind die Augen. Sie waren mit einer weißen Haut überzogen, die sich täglich verdünnte, bis Barbara Zugschwert erkennen konnte, dass ihr Sohn schwarze Augen hatte. Schließlich griff er schon nach den umliegenden Gegenständen. Daraufhin ließ sie eine Opfertafel zum Andenken dieses Wunders verfertigen und zu diesem Gnadenbild hinhängen. Jährlich gelobte sie für das Gnadenbild eine Messe in Wien-Mariahilf, außerdem verpflichtete sie sich, das Bild zu erhalten und regelmäßig zu besuchen. Obwohl das Kind 1809 verstorben ist, hat sie die Absicht wegen des Wunders das Gelübde ihr Leben lang fortzusetzen. Unterzeichnet: Jos. Petz, Dechant, Vincent Gnadler, Verw. Eine „Gnadenbildoacha“ steht ganz knapp auf Wolkersdorfer Burgfrieden und das Bild zeigt die hl. Familie (keine Mariendarstellung mehr). Hat sich das Gnadenbild nun wirklich außerhalb des Dekanates eingefunden? Vielleicht wollte man die Wallfahrtstradition fortsetzen, dem Dechanten Petz zum Trotz, wenige Schritte von der alten Stätte und außerhalb seines Machtbereiches. Auch dieses Bild ist seit einigen Jahren wieder verschwunden. Das Gnadenbild ist irgendwie in Vergessenheit geraten. Im Gedenkbuch der Pfarre findet man unter 1933 den Eintrag, dass bei der canonischen Visite durch Weihbischof Dr. Kamprath Bilder aus dem Gotteshaus entfernt werden musste. Das Marienbild wurde im Hausgang des Pfarrhofes im 1. Stock aufgehängt. Jahre später erkannte Pfarrer Rösler die Bedeutung des Bildes, und es wurde 1986 in die Obhut des NÖ Museums für Volkskunde übergeben. Bei den Maiandachten im Meierhof wird es nun verwendet.

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1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Aus der Broschüre 'Volksfrömmigkeit in der Hochleithen' von Dr. Werner Galler aus dem Jahre 1986 Marktgemeinde Groß-Schweinbarth und Pfarrer Josef Rösler

Datum der Erfassung 2012-01-01
Datum der letzten Bearbeitung 2023-04-10

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