Meilensteine Wörgl - Konrad Zuse stellt ersten Computer vor

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Berlin im Jahre 1941: Mitten im Zweiten Weltkrieg präsentierte Konrad Zuse seinen Computer „Z 3“, der heute als der erste „richtige Computer“ gilt. Im Unterschied zu früheren Rechenmaschinen, deren eigentliche Entwicklung zumindest ab 1850 zu verfolgen ist

(die Anfänge reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück) und bei denen jede Rechenanweisung immer wieder aufs Neue eingegeben werden musste, arbeitete Zuses „Z 3“ erstmals vollautomatisch, programmgesteuert und frei programmierbar.

Zuse bediente sich hierfür zweier schon längst bekannter Entdeckungen:

Zum einen nutzte er für die Rechenoperationen das von Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelte Binärsystem (siehe Meilenstein Nr. 163), mit welchem jede beliebige Zahl als Kombination von „0“ und „1“ dargestellt werden kann;
zum anderen verwendete er erstmals elektrische Bauteile, sogenannte Relais, die nichts anderes waren als Ein-Aus-Schalter für den elektrischen Strom.

In den „Z 3“ wurden insgesamt 2000 solcher Relais eingebaut. Für die Programmierung des Rechners wurden Kinofilmstreifen verwendet, welche sich vom Material her am besten eigneten, und in welche Löcher eingestanzt wurden. Diese „Lochkarte“ wurde von einem Lesegerät eingelesen, vom eigentlichen „Computer“ verarbeitet und an ein Ausgabegerät weitergeleitet – somit die Rechenaufgabe also vollautomatisch erledigt.

Die Ergebnisse, die Zuses Rechner lieferte, waren absolut genau, besaßen aber einen Wehrmutstropfen: Das Errechnen einer Lösung mit dem „Z 3“ dauerte relativ lange!

Die Weiterentwicklung „Z 4“ im Jahre 1949 war demgegenüber schon bedeutend leistungsfähiger und war außerdem damals der einzige funktionierende Computer in Europa.

Dass gerade die Zeitperiode des Zweiten Weltkriegs einen Aufschwung in der Computertechnik mit sich brachte, kam nicht von ungefähr! Das Militär brauchte schnelle und genaueste Berechnungen für unterschiedlichste Anwendungen, u.a. für Berechnungen von ballistischen Bahnen, für die Verarbeitung von Radardaten, für Berechnungen bei der Produktion der Atombombe und v.a. für die Ver- und Entschlüsselung von Funksprüchen.

In etwa zeitgleich mit Konrad Zuse entwickelten die beiden Amerikaner George R. Stibitz (1904-1995) und Howard H. Aiken (1900-1973) ebenfalls elektromechanische Rechner. Die Folge des weltweiten Rüstens auf dem Gebiet der Computertechnik war eine rasante Weiterentwicklung dieser Branche. Schon 1942 stellte John Vincent Atanasoff (1903-1995) gemeinsam mit Clifford Berry (1918-1963) den ersten elektronischen Digitalrechner in Elektronenröhrentechnik für die USA fertig, 1943 wurde auf englischer Seite der Digitalrechner „Colossus“ gebaut, der bei der Entschlüsselung des deutschen „Enigma-Codes“ entscheidend mithalf.

Ein Jahr später schon wurde auf amerikanischer Seite zwar bereits damit begonnen, „Betriebssysteme“ und „Software-Programme“ inklusive Steuerungsbefehle intern zu speichern, doch ließ der Erfolg noch Jahre auf sich warten. Erst 1952 gelang der Durchbruch, mit dem die Grundlagen für die späteren Personal-Computer geschaffen wurden, die sich heute in Speicherkapazität, Geschwindigkeit und Leistung Jahr für Jahr übertreffen.

Bei einem Ranking, welches das ZDF im Jahre 2003 durchführte, wurde Konrad Zuse auf Platz 15 der größten Deutschen gewählt. Seine Lebensgeschichte hört sich wahrlich wie eine Erfolgsstory an. Geboren am 22. Juni 1910 in Berlin, besuchte Zuse das heutige Lessing-Gymnasium in Hoyerswerda, legte dort 1928 sein Abitur ab und arbeitete nach Abschluss seines Bauingenieurstudiums in Dresden 1935 als Statiker bei den Henschel-Flugzeugwerken in Berlin-Schönefeld. Bereits 1940 gründete er seine erste Firma „Zuse Apparatebau“ und im Jahr darauf präsentierte er seinen ersten Computer, den „Z 3“. Zuse verstand es, die wirtschaftlich-technischen Bedürfnisse der Zeit auszunutzen, ohne sich vom nationalsozialistischen Regime vereinnahmen zu lassen.

Nach Kriegsende gründete er 1946 ein Ingenieurbüro in Hopferau im Allgäu und 1949 in Neunkirchen die Zuse KG, die aber in den 1960er Jahren von der Siemens AG übernommen wurde.

Konrad Zuse erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, 1981 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Dresden verliehen, 1985 wurde er das erste Ehrenmitglied der Gesellschaft für Informatik.

Diese Gesellschaft verleiht seit 1987 alle zwei Jahre die Konrad-Zuse-Medaille für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Informatik.

1995 wurde Zuse Ehrenbürger der Stadt Hoyerswerda. Im gleichen Jahr erhielt er für sein Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz.

Konrad Zuse starb am 18. Dezember 1995 in Hünfeld bei Fulda. Denkmäler wie jenes in Bad Hersfeld und ihm gewidmete Abteilungen und Schauräume in technischen Museen zeugen von seiner Bedeutung für die Entwicklung der Computertechnik.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Konrad Zuse stellt ersten Computer vor
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Berlin im Jahre 1941: Mitten im Zweiten Weltkrieg präsentierte Konrad Zuse seinen Computer „Z 3“, der heute als der erste „richtige Computer“ gilt. Im Unterschied zu früheren Rechenmaschinen, deren eigentliche Entwicklung zumindest ab 1850 zu verfolgen ist

(die Anfänge reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück) und bei denen jede Rechenanweisung immer wieder aufs Neue eingegeben werden musste, arbeitete Zuses „Z 3“ erstmals vollautomatisch, programmgesteuert und frei programmierbar.

Zuse bediente sich hierfür zweier schon längst bekannter Entdeckungen:

Zum einen nutzte er für die Rechenoperationen das von Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelte Binärsystem (siehe Meilenstein Nr. 163), mit welchem jede beliebige Zahl als Kombination von „0“ und „1“ dargestellt werden kann;
zum anderen verwendete er erstmals elektrische Bauteile, sogenannte Relais, die nichts anderes waren als Ein-Aus-Schalter für den elektrischen Strom.

In den „Z 3“ wurden insgesamt 2000 solcher Relais eingebaut. Für die Programmierung des Rechners wurden Kinofilmstreifen verwendet, welche sich vom Material her am besten eigneten, und in welche Löcher eingestanzt wurden. Diese „Lochkarte“ wurde von einem Lesegerät eingelesen, vom eigentlichen „Computer“ verarbeitet und an ein Ausgabegerät weitergeleitet – somit die Rechenaufgabe also vollautomatisch erledigt.

Die Ergebnisse, die Zuses Rechner lieferte, waren absolut genau, besaßen aber einen Wehrmutstropfen: Das Errechnen einer Lösung mit dem „Z 3“ dauerte relativ lange!

Die Weiterentwicklung „Z 4“ im Jahre 1949 war demgegenüber schon bedeutend leistungsfähiger und war außerdem damals der einzige funktionierende Computer in Europa.

Dass gerade die Zeitperiode des Zweiten Weltkriegs einen Aufschwung in der Computertechnik mit sich brachte, kam nicht von ungefähr! Das Militär brauchte schnelle und genaueste Berechnungen für unterschiedlichste Anwendungen, u.a. für Berechnungen von ballistischen Bahnen, für die Verarbeitung von Radardaten, für Berechnungen bei der Produktion der Atombombe und v.a. für die Ver- und Entschlüsselung von Funksprüchen.

In etwa zeitgleich mit Konrad Zuse entwickelten die beiden Amerikaner George R. Stibitz (1904-1995) und Howard H. Aiken (1900-1973) ebenfalls elektromechanische Rechner. Die Folge des weltweiten Rüstens auf dem Gebiet der Computertechnik war eine rasante Weiterentwicklung dieser Branche. Schon 1942 stellte John Vincent Atanasoff (1903-1995) gemeinsam mit Clifford Berry (1918-1963) den ersten elektronischen Digitalrechner in Elektronenröhrentechnik für die USA fertig, 1943 wurde auf englischer Seite der Digitalrechner „Colossus“ gebaut, der bei der Entschlüsselung des deutschen „Enigma-Codes“ entscheidend mithalf.

Ein Jahr später schon wurde auf amerikanischer Seite zwar bereits damit begonnen, „Betriebssysteme“ und „Software-Programme“ inklusive Steuerungsbefehle intern zu speichern, doch ließ der Erfolg noch Jahre auf sich warten. Erst 1952 gelang der Durchbruch, mit dem die Grundlagen für die späteren Personal-Computer geschaffen wurden, die sich heute in Speicherkapazität, Geschwindigkeit und Leistung Jahr für Jahr übertreffen.

Bei einem Ranking, welches das ZDF im Jahre 2003 durchführte, wurde Konrad Zuse auf Platz 15 der größten Deutschen gewählt. Seine Lebensgeschichte hört sich wahrlich wie eine Erfolgsstory an. Geboren am 22. Juni 1910 in Berlin, besuchte Zuse das heutige Lessing-Gymnasium in Hoyerswerda, legte dort 1928 sein Abitur ab und arbeitete nach Abschluss seines Bauingenieurstudiums in Dresden 1935 als Statiker bei den Henschel-Flugzeugwerken in Berlin-Schönefeld. Bereits 1940 gründete er seine erste Firma „Zuse Apparatebau“ und im Jahr darauf präsentierte er seinen ersten Computer, den „Z 3“. Zuse verstand es, die wirtschaftlich-technischen Bedürfnisse der Zeit auszunutzen, ohne sich vom nationalsozialistischen Regime vereinnahmen zu lassen.

Nach Kriegsende gründete er 1946 ein Ingenieurbüro in Hopferau im Allgäu und 1949 in Neunkirchen die Zuse KG, die aber in den 1960er Jahren von der Siemens AG übernommen wurde.

Konrad Zuse erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, 1981 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Dresden verliehen, 1985 wurde er das erste Ehrenmitglied der Gesellschaft für Informatik.

Diese Gesellschaft verleiht seit 1987 alle zwei Jahre die Konrad-Zuse-Medaille für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Informatik.

1995 wurde Zuse Ehrenbürger der Stadt Hoyerswerda. Im gleichen Jahr erhielt er für sein Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz.

Konrad Zuse starb am 18. Dezember 1995 in Hünfeld bei Fulda. Denkmäler wie jenes in Bad Hersfeld und ihm gewidmete Abteilungen und Schauräume in technischen Museen zeugen von seiner Bedeutung für die Entwicklung der Computertechnik.

Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

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Isidor_Sigmhbg

1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Konrad Zuse, Der Computer – Mein Lebenswerk, 3. Aufl., Berlin 2001;

Jürgen Alex u.a. (Hg.), Konrad Zuse. Der Vater des Computers, Fulda 2000;

Maria Louise ten Hoorn-van Nispen, 400 000 Jahre Technikgeschichte. Von der Steinzeit bis zum Informationszeitalter, Darmstadt 1999

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-27

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