Meilensteine Wörgl - Das Handelshaus der Fugger wird erstmals als Bank bezeichnet

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Der Stammvater der Fugger in Augsburg war Johann – Hans – Fugger (1348- ~1409), der 1367 aus dem kleinen schwäbischen Ort Graben am Lech nach Augsburg übersiedelte, woher seine Frau stammte. Hans war wie sein Vater Weber und er übte diesen Beruf an seinem neuen Wohnort recht erfolgreich aus, betrieb auch einen gut gehenden Handel und hinterließ seinen Söhnen mehrere Immobilien, einen Betrieb mit rund 100 Webern und ein beachtliches Vermögen.

Der Erfolgskurs des Hauses wurde fortgesetzt, wobei vor allem die Kontakte mit Venedig intensiviert, der Handel mit Tuchen in großem Umfang erweitert und bereits Finanzierungs- und Kreditgeschäfte betrieben wurden. Die Leitung des Unternehmens am Stammsitz in Augsburg lag in den Händen Jakobs I. (gest. 1469), dessen Familie Kaiser Friedrich III. (1415-1493) die Reichsgrafenwürde und 1473 das Lilienwappen verlieh, weshalb dieser Familienzweig fortan als „Fugger von der Lilie“ bezeichnet wurde.

Einer der Söhne Jakobs I., Ulrich der Ältere (gest. 1503), erweiterte das Unternehmen und knüpfte auch erste Verbindungen mit Tirol, wo er dem mehr oder weniger ständig in Finanznöten befindlichen Landesfürsten Erzherzog Sigmund, „der Münzreiche“ (1427-1496), riesige Darlehen gewährte, die in Schwazer Silber zurückgezahlt werden mussten.

1478 trat der ursprünglich für einen geistlichen Beruf bestimmte und ausgebildete Jakob II., „der Reiche“ (1459-1525), in das Familienunternehmen ein, erlernte im „Fondaco dei Tedeschi“, dem Handelshof der deutschen Kaufleute in Venedig das „Handwerk“ eines Kaufmanns und machte sich mit den Gepflogenheiten des Handels vertraut. 1485 leitete er die familieneigene Faktorei in Innsbruck, betreute die Finanzierungsgeschäfte mit Sigmund und baute in dieser Zeit Kontakte zu Maximilian I. (1459-1519). 1486 wurde das Handelshaus Fugger erstmals als Bank bezeichnet, woran der damalige und mehr noch der künftige Schwerpunkt des Familienunternehmens zu erkennen war.

Nach dem Tod Ulrichs d.Ä. übernahm Jakob II. 1503 die Leitung des Hauses Fugger, finanzierte wie bisher in großem Umfang die Politik Maximilians, wofür er das Monopol für die Ausbeutung der Tiroler Silber- und Kupferminen erhielt. Zu diesen erwarb Jakob II. auch Bergwerksbetriebe in Kärnten, Spanien, Ungarn und in Übersee, betrieb über seine Bankfilialen in zahlreichen Ländern umfangreiche Geldgeschäfte mit europäischen Fürstenhäusern und der Kirche, für die er etwa das Ablassgeld einsammelte und nach Rom überwies, aber auch dem Papst Finanzierungshilfen gewährte. Um 1500 war das von Jakob II. geführte Familienunternehmen das größte Bankhaus seiner Zeit und Maximilian wurde immer mehr einer seiner größten Schuldner.

Nach Maximilians Tod 1519 beeinflusste Fugger die im gleichen Jahr stattfindende Kaiserwahl Karls V. (1500-1558) mit umfangreichen Anleihen, betrieb weiterhin aber auch andere lukrative Geld- und umfangreiche Handelsgeschäfte, investierte in koloniale Unternehmungen und finanzierte Kriege und Heere, wie etwa die Söldner des „Schwäbischen Bundes“, mit dem die Bauernaufstände in den 1520er Jahren blutig niedergeschlagen wurde.

Der Reichtum Fuggers stieg ins Unermessliche, sein Ansehen jedoch nicht. Vielmehr wurde er von Martin Luther (1483-1546) als Ablasstreiber und Wucherer beschimpft und in Augsburg „erfreute“ sich die Familie großer Unbeliebtheit. Um sein Image zu verbessern betätigte sich Jakob II. zusehends auch als Mäzen und ließ in seiner Heimatstadt eine Wohnsiedlung für arme Mitbürger, die heute noch bestehende sogenannte „Fuggerei“ errichten.

Als Jakob II. 1525 kinderlos starb trat sein Neffe Anton (1493-1560) die Nachfolge an, setzte die Unternehmenspolitik des Hauses fort und war auch weiterhin Finanzier Karls V. sowie dessen Nachfolgers als König von Spanien, Philipp II. (1527-1598). Anton galt damals als der reichste Man der Welt. Allerdings gerieten die Fugger wegen der denkbar schlechten Zahlungsmoral der Habsburger sowie der seit Mitte des 16. Jahrhunderts immer deutlicher werdenden katastrophalen finanziellen Lage Spaniens allmählich an den Rand des Ruins. Das einstmals weltweit operierende Haus Fugger verlor zusehends an Bedeutung – die „Fürst Fugger Privatbank“ jedoch, mit Standorten in Augsburg, Nürnberg, München und Stuttgart, besteht bis auf den heutigen Tag.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Das Handelshaus der Fugger wird erstmals als Bank bezeichnet
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Der Stammvater der Fugger in Augsburg war Johann – Hans – Fugger (1348- ~1409), der 1367 aus dem kleinen schwäbischen Ort Graben am Lech nach Augsburg übersiedelte, woher seine Frau stammte. Hans war wie sein Vater Weber und er übte diesen Beruf an seinem neuen Wohnort recht erfolgreich aus, betrieb auch einen gut gehenden Handel und hinterließ seinen Söhnen mehrere Immobilien, einen Betrieb mit rund 100 Webern und ein beachtliches Vermögen.

Der Erfolgskurs des Hauses wurde fortgesetzt, wobei vor allem die Kontakte mit Venedig intensiviert, der Handel mit Tuchen in großem Umfang erweitert und bereits Finanzierungs- und Kreditgeschäfte betrieben wurden. Die Leitung des Unternehmens am Stammsitz in Augsburg lag in den Händen Jakobs I. (gest. 1469), dessen Familie Kaiser Friedrich III. (1415-1493) die Reichsgrafenwürde und 1473 das Lilienwappen verlieh, weshalb dieser Familienzweig fortan als „Fugger von der Lilie“ bezeichnet wurde.

Einer der Söhne Jakobs I., Ulrich der Ältere (gest. 1503), erweiterte das Unternehmen und knüpfte auch erste Verbindungen mit Tirol, wo er dem mehr oder weniger ständig in Finanznöten befindlichen Landesfürsten Erzherzog Sigmund, „der Münzreiche“ (1427-1496), riesige Darlehen gewährte, die in Schwazer Silber zurückgezahlt werden mussten.

1478 trat der ursprünglich für einen geistlichen Beruf bestimmte und ausgebildete Jakob II., „der Reiche“ (1459-1525), in das Familienunternehmen ein, erlernte im „Fondaco dei Tedeschi“, dem Handelshof der deutschen Kaufleute in Venedig das „Handwerk“ eines Kaufmanns und machte sich mit den Gepflogenheiten des Handels vertraut. 1485 leitete er die familieneigene Faktorei in Innsbruck, betreute die Finanzierungsgeschäfte mit Sigmund und baute in dieser Zeit Kontakte zu Maximilian I. (1459-1519). 1486 wurde das Handelshaus Fugger erstmals als Bank bezeichnet, woran der damalige und mehr noch der künftige Schwerpunkt des Familienunternehmens zu erkennen war.

Nach dem Tod Ulrichs d.Ä. übernahm Jakob II. 1503 die Leitung des Hauses Fugger, finanzierte wie bisher in großem Umfang die Politik Maximilians, wofür er das Monopol für die Ausbeutung der Tiroler Silber- und Kupferminen erhielt. Zu diesen erwarb Jakob II. auch Bergwerksbetriebe in Kärnten, Spanien, Ungarn und in Übersee, betrieb über seine Bankfilialen in zahlreichen Ländern umfangreiche Geldgeschäfte mit europäischen Fürstenhäusern und der Kirche, für die er etwa das Ablassgeld einsammelte und nach Rom überwies, aber auch dem Papst Finanzierungshilfen gewährte. Um 1500 war das von Jakob II. geführte Familienunternehmen das größte Bankhaus seiner Zeit und Maximilian wurde immer mehr einer seiner größten Schuldner.

Nach Maximilians Tod 1519 beeinflusste Fugger die im gleichen Jahr stattfindende Kaiserwahl Karls V. (1500-1558) mit umfangreichen Anleihen, betrieb weiterhin aber auch andere lukrative Geld- und umfangreiche Handelsgeschäfte, investierte in koloniale Unternehmungen und finanzierte Kriege und Heere, wie etwa die Söldner des „Schwäbischen Bundes“, mit dem die Bauernaufstände in den 1520er Jahren blutig niedergeschlagen wurde.

Der Reichtum Fuggers stieg ins Unermessliche, sein Ansehen jedoch nicht. Vielmehr wurde er von Martin Luther (1483-1546) als Ablasstreiber und Wucherer beschimpft und in Augsburg „erfreute“ sich die Familie großer Unbeliebtheit. Um sein Image zu verbessern betätigte sich Jakob II. zusehends auch als Mäzen und ließ in seiner Heimatstadt eine Wohnsiedlung für arme Mitbürger, die heute noch bestehende sogenannte „Fuggerei“ errichten.

Als Jakob II. 1525 kinderlos starb trat sein Neffe Anton (1493-1560) die Nachfolge an, setzte die Unternehmenspolitik des Hauses fort und war auch weiterhin Finanzier Karls V. sowie dessen Nachfolgers als König von Spanien, Philipp II. (1527-1598). Anton galt damals als der reichste Man der Welt. Allerdings gerieten die Fugger wegen der denkbar schlechten Zahlungsmoral der Habsburger sowie der seit Mitte des 16. Jahrhunderts immer deutlicher werdenden katastrophalen finanziellen Lage Spaniens allmählich an den Rand des Ruins. Das einstmals weltweit operierende Haus Fugger verlor zusehends an Bedeutung – die „Fürst Fugger Privatbank“ jedoch, mit Standorten in Augsburg, Nürnberg, München und Stuttgart, besteht bis auf den heutigen Tag.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

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1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Helge Hesse, Ökonomen Lexikon. Politiker, Unternehmer, Denker der Wirtschaftsgeschichte in 600 Porträts, Darmstadt 2003, S. 120/121;

Gertrud Pfaundler-Spat, Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol, Innsbruck/Wien/Bozen 2005;

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Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07

Standort

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