Meilensteine Wörgl - Goldenes Dachl

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Das Goldene Dachl, heute das Wahrzeichen der Stadt Innsbruck, wurde von Maximilian I. zum Andenken an seine zweite Hochzeit mit Bianca Maria Sforza errichtet (mitunter wird als Anlass auch die Zeitenwende angeführt, die Thematik der Darstellungen auf dem Erker weist jedoch deutlich auf die Hochzeit hin).

Maximilian ließ den Mitterhof, die alte Residenz Herzogs Sigmunds in Innsbruck (sog. „Neuhof“, um 1420 erbaut) zur Hofburg ausbauen. Neben dem berühmten Wappenturm mit seinen 54 Wappen, der mittlerweile verschwunden ist, wurde als weitere Besonderheit ein Prunkerker errichtet, der bis heute aufgrund seines Daches als „Goldenes Dachl“ das Zentrum der Altstadt bestimmt.

Der Erker wurde von 1497/98 bis 1500 von Niklas Türing dem Älteren erbaut. Er ist mit aufwändigen Reliefs geschmückt, die die Hofgesellschaft zeigen: Maximilian mit seinen beiden Gattinnen bzw. mit dem Hofnarr und Erzherzog Sigmund; daneben stechen besonders die Darstellungen der Moriskentänzer hervor. Die Moriska war ein ursprünglich aus Spanien kommender maurischer Tanz mit vielen Luftsprüngen und Kapriolen, der zur Zeit Maximilians sehr beliebt war.

Wappen verdeutlichen die politischen Ansprüche und verwandtschaftlichen Bindungen Maximilians, während Tierfriese an seine Jagdleidenschaft erinnern.

Das Thema der Hochzeit wird über Fruchtbarkeitssymbole (etwa die eisernen gebogenen Phalli am Boden unterhalb des Erkers) fortgeführt. Die Originalreliefs finden sich heute im Tiroler Landesmuseum.

Die Hochzeit mit Bianca Maria war im März 1493 zelebriert worden, nachdem Maximilians erste von ihm sehr geliebte Gattin Maria von Burgund 1482 hochschwanger bei einer Reiherjagd vom Pferd stürzte und wenig später starb.
Während die erste Ehe sehr glücklich verlaufen war, stand Maximilians zweite Ehe mit der Tochter des Herzogs von Mailand unter keinem guten Stern. Geheiratet hatte er sie wegen ihrer reichen Mitgift und natürlich wegen der mit der Ehe verbundenen politischen Kontakte nach Mailand (dem großen Konkurrenten von Venedig, das auch Maximilians erklärter Gegner war). Bianca Maria Sforza erhielt in Innsbruck ihren ständigen Aufenthaltsort, wo sie sich jedoch sehr unwohl fühlte. Die Überlieferung zeichnet das Bild einer schwerfälligen, eher „geistlosen“ Frau, die sich eingesperrt im Innsbrucker Frauenzimmer kindischen Zeitvertreiben widmete und vor allem aus lauter Langeweile immer mehr die mangelnde Zuneigung ihres Gatten durch eine regelrechte „Fresssucht“ kompensierte. Bianca Maria steht als ein Beispiel für die vielen unglücklich in die Fremde verheirateten Frauen, die es nicht schafften, sich in den neuen Hof zu integrieren, von ihren Gatten vernachlässigt wurden und regelrecht verkümmerten.

Ein schwarzes Schicksal also, das sich mit dem strahlenden Dachl verbindet. Seinen Glanz verdankt es 2.738 „goldenen“ Schindeln, mit denen es gedeckt ist. Der glänzende Schein trügt jedoch, denn die Schindeln bestehen nicht aus Gold, sondern aus Schwazer Kupfer und sind lediglich vergoldet.

Damit zeugt das Goldene Dachl auch von der großen Zeit des Schwazer Bergbaus: Die Zeit zwischen 1450 und 1550 wird als das „silberne Zeitalter“ in Tirol bezeichnet, das Land rückte dank seines Erzsegens in das Zentrum Europas. Vergessen wird mitunter, dass das Silber nur einen geringen Teil der Erzförderung ausmachte. Der Silberanteil des Schwazer Fahlerzes liegt nur bei 0,3 bis 0,85 Prozent, der Kupfergehalt jedoch bei 35 bis 41 Prozent. Damit fielen auf 100 Kilo Kupfer zwischen 0,8 und 1,25 Kilo Silber. War das Silber zwar weit wertvoller als das Kupfer, so diente letzteres jedoch für die Herstellung zahlreicher Gebrauchsgegenstände. Insbesondere war es Legierungsbestandteil von Bronze und Messing und wurde im Kunst-, Glocken- und Kanonenguss eingesetzt. Gleich mehrfach wurde es in der Maximilianischen Ära solcherart in weltberühmten Erzeugnissen verarbeitet. Zunächst war es Bestandteil der berühmten „Löfflerkanonen“. Die Familie Löffler mit Sitz auf Büchsenhausen schuf damals unvergleichliche Kanonen, deren Präzision, Durchschlagskraft und Reichweite in ganz Europa gefürchtet waren. Das Geheimnis des Gusses nahm die Familie Löffler bei ihrem Aussterben mit ins Grab.

Als Waffen- und Munitionslager ließ Maximilan ebenfalls um 1500 das Zeughaus errichten – eines der größten Waffenlager Europas und heute Sitz des landeskundlichen Museums von Tirol.

Verewigt ist das Schwazer Kupfer schließlich noch als Legierungsanteil in den berühmten Bronzestatuen, die Maximilians Grabmahl in der Hofkirche umstehen, den „Schwarzen Mandern“ (vgl. Stein 140: 1518 Generallandtag der österreichischen Länder in Innsbruck).

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Goldenes Dachl
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Das Goldene Dachl, heute das Wahrzeichen der Stadt Innsbruck, wurde von Maximilian I. zum Andenken an seine zweite Hochzeit mit Bianca Maria Sforza errichtet (mitunter wird als Anlass auch die Zeitenwende angeführt, die Thematik der Darstellungen auf dem Erker weist jedoch deutlich auf die Hochzeit hin).

Maximilian ließ den Mitterhof, die alte Residenz Herzogs Sigmunds in Innsbruck (sog. „Neuhof“, um 1420 erbaut) zur Hofburg ausbauen. Neben dem berühmten Wappenturm mit seinen 54 Wappen, der mittlerweile verschwunden ist, wurde als weitere Besonderheit ein Prunkerker errichtet, der bis heute aufgrund seines Daches als „Goldenes Dachl“ das Zentrum der Altstadt bestimmt.

Der Erker wurde von 1497/98 bis 1500 von Niklas Türing dem Älteren erbaut. Er ist mit aufwändigen Reliefs geschmückt, die die Hofgesellschaft zeigen: Maximilian mit seinen beiden Gattinnen bzw. mit dem Hofnarr und Erzherzog Sigmund; daneben stechen besonders die Darstellungen der Moriskentänzer hervor. Die Moriska war ein ursprünglich aus Spanien kommender maurischer Tanz mit vielen Luftsprüngen und Kapriolen, der zur Zeit Maximilians sehr beliebt war.

Wappen verdeutlichen die politischen Ansprüche und verwandtschaftlichen Bindungen Maximilians, während Tierfriese an seine Jagdleidenschaft erinnern.

Das Thema der Hochzeit wird über Fruchtbarkeitssymbole (etwa die eisernen gebogenen Phalli am Boden unterhalb des Erkers) fortgeführt. Die Originalreliefs finden sich heute im Tiroler Landesmuseum.

Die Hochzeit mit Bianca Maria war im März 1493 zelebriert worden, nachdem Maximilians erste von ihm sehr geliebte Gattin Maria von Burgund 1482 hochschwanger bei einer Reiherjagd vom Pferd stürzte und wenig später starb.
Während die erste Ehe sehr glücklich verlaufen war, stand Maximilians zweite Ehe mit der Tochter des Herzogs von Mailand unter keinem guten Stern. Geheiratet hatte er sie wegen ihrer reichen Mitgift und natürlich wegen der mit der Ehe verbundenen politischen Kontakte nach Mailand (dem großen Konkurrenten von Venedig, das auch Maximilians erklärter Gegner war). Bianca Maria Sforza erhielt in Innsbruck ihren ständigen Aufenthaltsort, wo sie sich jedoch sehr unwohl fühlte. Die Überlieferung zeichnet das Bild einer schwerfälligen, eher „geistlosen“ Frau, die sich eingesperrt im Innsbrucker Frauenzimmer kindischen Zeitvertreiben widmete und vor allem aus lauter Langeweile immer mehr die mangelnde Zuneigung ihres Gatten durch eine regelrechte „Fresssucht“ kompensierte. Bianca Maria steht als ein Beispiel für die vielen unglücklich in die Fremde verheirateten Frauen, die es nicht schafften, sich in den neuen Hof zu integrieren, von ihren Gatten vernachlässigt wurden und regelrecht verkümmerten.

Ein schwarzes Schicksal also, das sich mit dem strahlenden Dachl verbindet. Seinen Glanz verdankt es 2.738 „goldenen“ Schindeln, mit denen es gedeckt ist. Der glänzende Schein trügt jedoch, denn die Schindeln bestehen nicht aus Gold, sondern aus Schwazer Kupfer und sind lediglich vergoldet.

Damit zeugt das Goldene Dachl auch von der großen Zeit des Schwazer Bergbaus: Die Zeit zwischen 1450 und 1550 wird als das „silberne Zeitalter“ in Tirol bezeichnet, das Land rückte dank seines Erzsegens in das Zentrum Europas. Vergessen wird mitunter, dass das Silber nur einen geringen Teil der Erzförderung ausmachte. Der Silberanteil des Schwazer Fahlerzes liegt nur bei 0,3 bis 0,85 Prozent, der Kupfergehalt jedoch bei 35 bis 41 Prozent. Damit fielen auf 100 Kilo Kupfer zwischen 0,8 und 1,25 Kilo Silber. War das Silber zwar weit wertvoller als das Kupfer, so diente letzteres jedoch für die Herstellung zahlreicher Gebrauchsgegenstände. Insbesondere war es Legierungsbestandteil von Bronze und Messing und wurde im Kunst-, Glocken- und Kanonenguss eingesetzt. Gleich mehrfach wurde es in der Maximilianischen Ära solcherart in weltberühmten Erzeugnissen verarbeitet. Zunächst war es Bestandteil der berühmten „Löfflerkanonen“. Die Familie Löffler mit Sitz auf Büchsenhausen schuf damals unvergleichliche Kanonen, deren Präzision, Durchschlagskraft und Reichweite in ganz Europa gefürchtet waren. Das Geheimnis des Gusses nahm die Familie Löffler bei ihrem Aussterben mit ins Grab.

Als Waffen- und Munitionslager ließ Maximilan ebenfalls um 1500 das Zeughaus errichten – eines der größten Waffenlager Europas und heute Sitz des landeskundlichen Museums von Tirol.

Verewigt ist das Schwazer Kupfer schließlich noch als Legierungsanteil in den berühmten Bronzestatuen, die Maximilians Grabmahl in der Hofkirche umstehen, den „Schwarzen Mandern“ (vgl. Stein 140: 1518 Generallandtag der österreichischen Länder in Innsbruck).
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

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Isidor_Sigmhbg

1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Josef Riedmann, Geschichte Tirols. Wien, 2. Auflage 1988. S. 92;

Stephan Vajda, Felix Austria. Eine Geschichte Österreichs, Wien 1980, S. 200-201;

Andreas Hauser, Die Meister des Erzes, in: Das silberne Zeitalter, Echo spezial (07/2002), S. 98-102.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07

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