Meilensteine Wörgl - Vertrag von Tordesillas

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Die weit ins 14. Jahrhundert zurückreichende Rivalität zwischen Portugal und Kastilien im Atlantik hatte bereits 1479 im Vertrag von Alcáçovas zu einer Aufteilung ihrer jeweiligen Interessenssphären entlang einer in ost-westlicher Richtung verlaufenden Trennungslinie geführt, die durch das afrikanische Kap Bojador in etwa 26° nördlicher Breite verlief.

Nach den Entdeckungen des in spanischen Diensten stehenden Christoph Columbus reklamierten die Portugiesen eine Verletzung des Vertrags von Alcáçovas, zumal jene südlich der vereinbarten Trennungslinie und damit im portugiesischen Interessensbereich lagen.

Die spanische Krone erwirkte deshalb einen Schiedsspruch durch Papst Alexander VI. (1432/1492-1503), der 1493 insgesamt fünf verschiedene Bullen erließ, in denen er Spanien die neu entdeckten und im Westen noch zu entdeckenden Gebiete zuwies. Als Grenze zwischen den spanischen und portugiesischen Territorialansprüchen wurde in der päpstlichen Bulle „Inter cetera divinae“ vom Mai 1493 eine Trennlinie vorgeschlagen, die rund 480 km westlich der Kapverdischen Inseln in Nord-Süd-Richtung von Pol zu Pol verlaufen sollte.

Die Portugiesen erwirkten jedoch in Verhandlungen mit den Spaniern eine Verschiebung dieser Grenze, deren Verlauf am 7. Juni 1494 im Vertrag von Tordesillas schließlich bei 46° 38’ westlicher Länge, also rund 1.770 km westlich der Kapverdischen Inseln festgelegt wurde. Westlich davon, also vor allem in Amerika, konnten die Spanier ihre Expansionsinteressen verfolgen, östlich davon die Portugiesen Kolonialstützpunkte oder -reiche errichten, hauptsächlich in Afrika und Asien, aber auch in Brasilien, weshalb hier als einzigem Land Südamerikas nicht spanisch, sondern portugiesisch gesprochen wird.

Die Aufteilung der Welt in eine spanische und in eine portugiesische Hälfte blieb zwischen beiden Vertragspartnern jedoch nicht unumstritten, weshalb die vormaligen Vereinbarungen im Vertrag von Zaragoza 1529 ergänzt wurden. Davon unbeeindruckt beanspruchten jedoch in der Folgezeit verstärkt auch andere europäische See- und Handelsmächte, wie etwa Frankreich, England, Holland, ebenfalls Kolonialgebiete. Sie vertraten einen Rechtsstandpunkt, nach dem die Meere sowie die noch nicht entdeckten Küsten frei seien und nur die tatsächliche Inbesitznahme überseeischer Territorien einen Eigentumstitel begründen könnten. Auf dieser Basis erfolgten sodann auch seit dem 17. Jahrhundert zahllose Entdeckungen neuer Länder und – meist recht gewaltsame – Gebietserwerbungen überall auf der Welt.

Die in Tordesillas vereinbarte, jedoch lange schon gegenstandslos gewordene Trennlinie, wurde 1750 im Vertrag von Madrid aufgehoben.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Vertrag von Tordesillas
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Die weit ins 14. Jahrhundert zurückreichende Rivalität zwischen Portugal und Kastilien im Atlantik hatte bereits 1479 im Vertrag von Alcáçovas zu einer Aufteilung ihrer jeweiligen Interessenssphären entlang einer in ost-westlicher Richtung verlaufenden Trennungslinie geführt, die durch das afrikanische Kap Bojador in etwa 26° nördlicher Breite verlief.

Nach den Entdeckungen des in spanischen Diensten stehenden Christoph Columbus reklamierten die Portugiesen eine Verletzung des Vertrags von Alcáçovas, zumal jene südlich der vereinbarten Trennungslinie und damit im portugiesischen Interessensbereich lagen.

Die spanische Krone erwirkte deshalb einen Schiedsspruch durch Papst Alexander VI. (1432/1492-1503), der 1493 insgesamt fünf verschiedene Bullen erließ, in denen er Spanien die neu entdeckten und im Westen noch zu entdeckenden Gebiete zuwies. Als Grenze zwischen den spanischen und portugiesischen Territorialansprüchen wurde in der päpstlichen Bulle „Inter cetera divinae“ vom Mai 1493 eine Trennlinie vorgeschlagen, die rund 480 km westlich der Kapverdischen Inseln in Nord-Süd-Richtung von Pol zu Pol verlaufen sollte.

Die Portugiesen erwirkten jedoch in Verhandlungen mit den Spaniern eine Verschiebung dieser Grenze, deren Verlauf am 7. Juni 1494 im Vertrag von Tordesillas schließlich bei 46° 38’ westlicher Länge, also rund 1.770 km westlich der Kapverdischen Inseln festgelegt wurde. Westlich davon, also vor allem in Amerika, konnten die Spanier ihre Expansionsinteressen verfolgen, östlich davon die Portugiesen Kolonialstützpunkte oder -reiche errichten, hauptsächlich in Afrika und Asien, aber auch in Brasilien, weshalb hier als einzigem Land Südamerikas nicht spanisch, sondern portugiesisch gesprochen wird.

Die Aufteilung der Welt in eine spanische und in eine portugiesische Hälfte blieb zwischen beiden Vertragspartnern jedoch nicht unumstritten, weshalb die vormaligen Vereinbarungen im Vertrag von Zaragoza 1529 ergänzt wurden. Davon unbeeindruckt beanspruchten jedoch in der Folgezeit verstärkt auch andere europäische See- und Handelsmächte, wie etwa Frankreich, England, Holland, ebenfalls Kolonialgebiete. Sie vertraten einen Rechtsstandpunkt, nach dem die Meere sowie die noch nicht entdeckten Küsten frei seien und nur die tatsächliche Inbesitznahme überseeischer Territorien einen Eigentumstitel begründen könnten. Auf dieser Basis erfolgten sodann auch seit dem 17. Jahrhundert zahllose Entdeckungen neuer Länder und – meist recht gewaltsame – Gebietserwerbungen überall auf der Welt.

Die in Tordesillas vereinbarte, jedoch lange schon gegenstandslos gewordene Trennlinie, wurde 1750 im Vertrag von Madrid aufgehoben.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

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Isidor_Sigmhbg

1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Lexikon des Mittelalters 8, Sp. 873/874;

Horst Gründer, Eine Geschichte der europäischen Expansion. Von Entdeckern und Eroberern zum Kolonialismus, Stuttgart 2003.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07

Standort

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